Dokumentation: Wuppertaler Polizei wieder wegen Nazi-Ermittlungen in der Kritik

Im Folgenden dokumentieren wir den offenen Brief vom „Medienprojekt Wuppertal“ (21. November 2011) an die Wuppertaler Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher und weitere Pressemeldungen. Eine ausführliche Dokumentation der Geschehnisse vom 30. November 2010 befindet sich hier und zur Wiederaufnahme des Verfahrens hier.

Nach wie vor fragwürdige Ermittlungsarbeit der Wuppertaler Polizei im Fall Reizgasangriff durch Neonazis im Wuppertaler Cinemaxx
Sehr geehrte Frau Radermacher,
vor einem Jahr störte eine Gruppe von ca. 20 vermummten Neonazis im Wuppertaler Cinemaxx gewaltsam eine politische Bildungsveranstaltung des Medienprojektes Wuppertal zum Thema Rechtsextremismus. Sie versprühten im Foyer des Kinos Reizgas, skandierten rechtsextreme Parolen, stimmten das NS- Lied »Ein junges Volk steht auf« an, verwüsteten vor dem Kino eine Baustelle und warfen mit Absperrungsteilen und Steinen. Zwei Security-Mitarbeiter mussten daraufhin im Krankenhaus behandelt werden. Das Ganze passierte gegen 19.30 Uhr im größten Kinokomplex der Region, so dass es entsprechend zahlreiche Augenzeugen gab. Erfreulicherweise nahm die Polizei an dem Abend 12 zum Teil einschlägig bekannte Nazis in Gewahrsam, ein weiterer wurde von der Kino- Security der Polizei übergeben. Die Polizisten fanden bei den Nazis diverse, teils nicht genehmigte Waffen, Quarzhandschuhe und Maskierungsgegenstände. Nachweislich wurde per SMS zu der Aktion aufgerufen, überregional und organisiert, ausgehend von bekannten Neonazis der Vohwinkler Szene.
Im Frühjahr 2011 wurde durch die fehlerhafte Darstellung des Vorfalls im Verfassungsschutzbericht NRW, die auf dem Wuppertaler Polizeibericht fußt, deutlich, dass offensichtlich nachlässig ermittelt wurde. Außerdem wurde das Geschehnis als »versuchte« Störung verharmlost. Nach einer Beschwerde des Medienprojektes Wuppertal gegenüber des Innenministeriums wurde diese Verharmlosung bei den weiteren Auflagen des Berichtes gestrichen, die fehlerhafte Darstellung der Sache selbst findet sich leider nach wie vor im Bericht.
Daraufhin setzte das Medienprojekt Wuppertal in der Rolle als Nebenkläger eine Anwältin ein. Ihr wurde monatelang die Akteneinsicht verwehrt, obwohl die Ermittlungen der Polizei faktisch seit Monaten abgeschlossen waren. Im September 2011 stellte die Polizei die Ermittlungen offiziell ein. Erst nachdem das Verfahren auch durch die Wuppertaler Staatsanwaltschaft eingestellt wurde (Begründung: »Tumultgeschehen, keine nähere Aufklärung möglich«), bekam die Anwältin Akteneinsicht. Dabei stellte sich heraus, dass es eine große Anzahl von Ermittlungsdefiziten bzw. Ermittlungsfehlern gab: Die Security-Mitarbeiter, die auch Geschädigte waren und einen Neonazi an die Polizei übergeben hatten, wurden nie schriftlich zu einer Anhörung geladen, kein Kinobesucher wurde vernommen. Zwei ermittelnde Beamte, die am Tatabend gegen 21 Uhr im Kino mit der Aufgabe der Zeugenvernehmung eintrafen, vermerkten in der Akte, dass kein Besucher oder Organisator der Veranstaltung mehr vor Ort sei. Zu diesem Zeitpunkt lief allerdings die Veranstaltung noch mindestens eine halbe Stunde, so dass man ohne Probleme Personalien von ca. 80 Zeugen hätte aufnehmen können – wenn man denn gewollt hätte. Warum die Beamten den falschen Aktenvermerk machten, ist schleierhaft.
Erst auf Drängen der Rechtsanwältin lenkte die Staatsanwaltschaft ein und gestand zu, dass die Polizei die Ermittlungen wieder aufnehmen werde, sofern die Anwältin Zeugen benennen werde. Es war nun am Medienprojekt Wuppertal und seiner Anwältin das zu erledigen, was die Wuppertaler Polizei über Monate versäumt hat: Zeugen zu ermitteln. Nach wenigen Tagen ließ die Anwältin der Staatsanwaltschaft eine Liste mit Zeugen zukommen. Einige von ihnen wurden nun von der Polizei vernommen. Leider finden nun die Vernehmungen fast ein Jahr nach dem Vorfall statt und nicht, wie es möglich gewesen wäre, zeitnah zum Geschehen.
Die Zeugen berichteten dem Medienprojekt im Anschluss an die Vernehmungen, dass sie von der Polizei offensichtlich gezielt verunsichert wurden. Der ermittelnde Beamte sprach die Zeugen durchweg mit »Du« an, obwohl sie allesamt erwachsen sind, z.T. über 30 Jahre alt. Dem ersten Zeugen wurde zu Beginn der Vernehmung zu verstehen gegeben, dass er wohl der Einzige sei, der eine Aussage machen wolle und dass alle anderen Zeugen nicht gekommen seien. Was es in einem Zeugen hervorruft, sich vorzustellen, man sage gerade als einziger gegen eine Gruppe Neonazis aus, möglicherweise auch später bei einer Gerichtsverhandlung, lässt sich unschwer nachvollziehen. Allen Zeugen wurde bereits zu Beginn der Vernehmungen deutlich gemacht, dass das Verfahren aussichtslos sei, u.a. mit Sätzen wie: »Ich soll hier Zeugen vernehmen, die allesamt nichts gesehen haben«. Allen Zeugen gegenüber gab der vernehmende Beamte zu erkennen, dass die Ermittlungen überflüssig seien – alles Andere wäre ja auch das Eingeständnis, dass man selber in den letzten Monaten unzureichend gearbeitet hat, denn: Es leitet jetzt derselbe Beamte die Ermittlungen, wie vor der vorläufigen Einstellung. Einer der wichtigsten Zeugen, der Security- Mitarbeiter, der der Polizei einen der Neonazis übergab, wurde noch immer nicht geladen.
Wir sind zur Zeit in Deutschland insbesondere in Wuppertal in einer Situation, in der jeder, der selbst kein Nazi ist, erkannt haben sollte, dass Gesetz und Recht gewalttätigen Rechtsextremen gegenüber eng und zielgerichtet interpretiert und angewandt werden müssen, ansonsten ist der Problematik der Gewalt von rechts im Moment nicht beizukommen. Die Zeugen, die sich jetzt gemeldet haben, zeigen damit allesamt die gesellschaftlich immer wieder eingeforderte Zivilcourage, da sie mit ihrem Namen und ihrem Gesicht gegen militante Nazis aussagen und nicht der Einschüchterung dieser Gruppierungen erliegen. Doch leider sehen sie sich nun mit einem anderen Phänomen konfrontiert: der Einschüchterung durch die Polizei, die offensichtlich nicht willens ist, ihre eigenen Fehler zu revidieren und die Ermittlungen zielgerichtet und konsequent durchzuführen. Noch ist in diesem Fall die Möglichkeit gegeben, noch laufen die Ermittlungen – wenn auch unnötig verzögert.
Dies ist ausdrücklich kein Statement gegen die Polizei an sich. Der Polizei kommt als innenpolitisches Gewaltmonopol in unserer Rechtsordnung in der Bekämpfung von Rechtsextremismus eine Schlüsselrolle zu. Aber die Polizei muss sich als demokratisches Organ auch selbstkritisch hinterfragen und aus Fehlern Konsequenzen ziehen, um ihrer verantwortungsvollen Aufgabe tatsächlich gerecht zu werden. Das einzufordern ist das Recht von Bürgern und die Pflicht der Medien.
Es gibt eine sehr einfache Möglichkeit für die Polizei, sich dem Eindruck zu erwehren, sie sei auf dem rechten Auge blind: entsprechendes Handeln und konsequentes Vorgehen gegen rechtsextrem motivierte Straftaten. Genau das fällt in Ihren Verantwortungsbereich, und deshalb dieser offene Brief.
Sehr geehrte Frau Radermacher, wir fordern Sie mit allem Nachdruck dazu auf, dafür Sorge zu tragen, dass die o.g. Ermittlungen gegen die Neonazis in Ihrem Hause endlich angemessen durchgeführt werden. Die Problemlage in Wuppertal ist offensichtlich und über die Stadtgrenzen hinreichend bekannt. Wir alle dürfen nicht warten, bis die Vorfälle noch größere Ausmaße annehmen. Handeln Sie!
Mit freundlichen Grüßen
Medienprojekt Wuppertal

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19.November – Kein Platz für rassistische Hetze – nicht in Kalk, nicht in Köln, nicht sonst wo!

Am Samstag, den 19.11.2011 plant „Pro Köln/NRW“ eine „Demonstration gegen links“ in Köln-Kalk. Ab 11 Uhr soll es über die Kalker Hauptstraße zur Kalker Post und dann zur Wiersbergstraße zum Autonomen Zentrum gehen, dessen Schließung die Rechtsaußentruppe fordert.
Schon seit Jahren propagiert „Pro Köln/NRW“ eine law-and-order-Politik gegenüber jenen, die nicht in das rechte Sicherheits-und-Ordnungs-Weltbild der Partei passen: Sowohl Antifaschist_innen, Migrant_innen wie auch Prekarisierte werden so zu „Linksfaschisten“, „kriminellen Ausländern“ oder „arbeitsunwilligen Randgruppen“, kurzum zu einer Bedrohung konstruiert, gegenüber der es eine harte Linie zu verfolgen gelte. Mit der Kampagne gegen das Autonome Zentrum springt „Pro Köln/NRW“ jetzt auf eine Debatte in Kalk auf, die CDU und SPD im Vorfeld bereits angestoßen haben. Wie so oft nutzen die Rechtspopulisten einen Nährboden, den die etablierten Parteien bereiten, um mit ihrer extremen Propaganda auf Wählerfang zu gehen. Damit erhofft sich „Pro Köln/NRW“ die Zustimmung derer, die sich von den Auswirkungen globaler Veränderungen und lokaler Umstrukturierungsprozesse in ihrem Leben und Veedel überfordert fühlen und ihre Wut und Hilflosigkeit auf ein Feindbild projizieren, das als Bedrohung wahrgenommen wird. Weiterlesen

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Gedenken und Naziprovokationen

Aktualisiert am 8. November – 20:00 Uhr

Am 9. November jährt sich die Pogromnacht zum 73. Mal. Während in den vergangenen Jahren die Gedenkveranstaltungen in Wuppertal eher im kleinen Rahmen stattfanden, wird dieses Jahr alles anders.
Nach der Welle von gewalttätigen Angriffen durch die Wuppertaler Neonazigruppe um Kevin Koch, die ihren Gipfel in dem schweren Überfall auf Flohmarktbesucher_innen fand (Dokumentation), positioniert sich nun endlich auch die sogenannte Wuppertaler Zivilgesellschaft gegen Nazis.

So initiierten wenige Tage nach dem Angriff auf dem Flohmarkt und dem Skandal um den Vohwinkler Polizeichef Preuss autonome Aktivist_innen zusammen mit dem Bündnis „Kein Platz für Nazis“ eine breit angelegte Gedenkdemonstration zum Jahrestag der Pogromnacht. Die breite Mobilisierung zu dieser Demonstration lief sehr erfolgreich. Es rufen nun sämtliche Wuppertaler Ratsfraktionen (außer der NPD), Kirchengemeinden, Gewerkschaften und viele weitere Gruppen und Einzelpersonen auf, am 9. November in Vohwinkel zu gedenken.
Ziel der Gedenkdemonstration wird es sein, mit vielen Menschen mitten in Vohwinkel, direkt vor mehreren Wohnungen und Häusern verschiedener Nazis auf der Kaiserstrasse eine klares Statement gegen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus, früher wie heute, zu setzen.

In dem Versuch, den großen politischen Erfolg der Gedenkdemonstration einzuschränken, hat die Wuppertaler Nazigruppe nun eine Kundgebung am selben Tag in Wuppertal-Elberfeld angemeldet. Diese wurde zwar von der Polizei, mit Hinweis auf das geschichtsträchtige Datum, verboten, die Nazis haben aber beim Kooperationsgespräch mit der Polizei bereits angekündigt, gegen das Verbot zu klagen. Es ist leider zu erwarten, dass sie damit in irgendeiner Gerichtsinstanz Recht bekommen werden.

Am Montag bestätigte das Verwaltungsgericht Düsseldorf die Rechtsauffassung der Wuppertaler Polizei; somit bleibt die Nazikundgebung weiterhin nicht genehmigt. Die Nazis haben allerdings die Möglichkeit, auch noch das Oberverwaltungsgericht einzuschalten.

Heute hat auch das Oberverwaltungsgericht Münster die Beschwerde gegen Beschluss des Verwaltungsgericht Düsseldorf zurückgewiesen. Die letzte Möglichkeit für eine Klage wäre das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

Als Reaktion auf die Ankündigung der Nazis, sich in Elberfeld zu treffen, ruft das Bündnis nun dazu auf, gleichberechtigt zur Demonstration in Vohwinkel, eine mögliche Kundgebung der Nazis zu verhindern.
Während die Vohwinkler Demonstration um 17:30 Uhr am Lienhardtplatz beginnt, wird nun auch dazu aufgerufen, sich bereits ab 17:00 Uhr an der Schwebebahnstation Döppersberg (Wuppertal-Hauptbahnhof) zu treffen.

Wenn die Nazis nun versuchen am Tag der Pogromnacht ihre Hetze auf die Strasse zu tragen, ist das ein nicht hinzunehmender Skandal. Wir werden vor Ort sein, um das zu verhindern, sollten sie ihre Kundgebung genehmigt bekommen„, sagt Inga Lindner von der antifaschistischen Initiative.
Und weiter: „Falls die Nazis am 9. November auf der Strasse sein werden, ist geplant, vom Treffpunkt am Hauptbahnhof gemeinsam loszuziehen, um die Kundgebung der Nazis konsequent antifaschistisch zu verhindern. Sollte es kein Treffen der Nazis geben, werden wir gemeinsam nach Vohwinkel fahren. Ebenso sind alle Antifaschist_innen, die in Vohwinkel demonstrieren aufgerufen, sich im Fall einer Nazikundgebung, nach dem Ende der Demonstration, den Protesten in Elberfeld anzuschließen.

Das Antifa-Café und autonome Antifaschist_innen rufen zudem für die Vohwinkler Demonstration zu einem Antifa-Block auf (Aufruf). Als Unterstützung der verschiedenen Aktionen ist ein Ermittlungsausschuss und ein Ticker auf Twitter geschaltet.
Desweiteren haben Antifaschist_innen ein gutes Dutzend Kundgebungen und Mahnwachen im gesamten Elberfelder Stadtgebiet angemeldet.
Die Demonstration von „Hannas Antifa“ findet ab 18:00 Uhr in Elberfeld ohne Änderungen statt. Allerdings wurde die Auftaktkundgebung – falls die Nazikundgebung genehmigt wird – zu der Haltestelle Schauspielhaus (vor dem CinemaXX) verlegt.

Inga Lindner: „Das wird ein wichtiger Tag für antifaschistische Arbeit in Wuppertal. Wir hoffen, dass sich viele Antifaschist_innen, in Vohwinkel, Elberfeld und sonstwo, an den Aktivitäten beteiligen.Weiterlesen

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Zum 70. Jahrestag der ersten Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Wuppertal

“Nun ist es plötzlich anders gekommen, als wir immer gehofft hatten…”
Heute, am 26. Oktober 2011, zum 70. Jahrestag der ersten Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Wuppertal in das Ghetto von Lodz, liest die Schauspielerin An Kuohn in der Begegnungsstätte Alte Synagoge aus den Briefen der Eheleute Beatrice und Max Inow aus Elberfeld.
Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juni 1941 verschärfte sich die Lage der noch in Deutschland lebenden Juden drastisch. Sie waren von der nichtjüdischen Bevölkerung isoliert und ab September 1941 zum Tragen des “Judensterns” verpflichtet. Mit dem Verbot der Auswanderung am 23. Oktober 1941 gab es keine Chance mehr auf Rettung. Schon am 26. Oktober verließ der erste Deportationstransport mit 200 jüdischen Männern, Frauen und Kindern den Bahnhof Wuppertal-Steinbeck mit dem Ziel “Litzmannstadt”/Lodz.
Zu den Deportierten gehörten auch die Eheleute Beatrice und Max Inow aus der Brillerstraße 34 in Elberfeld. Ihre drei Kinder konnten 1938/39 Deutschland verlassen – in der Hoffnung, dass sich auch für ihre Eltern eine Auswanderungsmöglichkeit ergeben würde. So entstand ein reger Briefwechsel, der bis kurz vor der Deportation im Oktober 1941 aufrecht erhalten wurde. Im Frühjahr 1942 sind Beatrice und Max Inow ermordet worden.
Aus den Briefen spricht neben der ständigen Sorge und Angst umeinander auch eine tiefe Liebe und Zärtlichkeit. Zugleich sind sie ein Vermächtnis an die überlebenden Kinder, selbst in dunkelsten Zeiten nicht den Blick für die Schönheiten der Natur und für Literatur und Kunst zu verlieren. Die Schauspielerin An Kuohn (Wuppertaler Bühnen) und der Schauspieler Hanfried Schüttler (Theater Der Keller, Köln) lesen am heutigen Mittwoch, den 26. Oktober, 19.30 Uhr, in der Begegnungsstätte Alte Synagoge aus der bewegenden und anrührenden Inow-Korrespondenz. Als besonderer Gast reist die überlenbende Tochter Renate Inow aus London an.
Titelseite der von der Begegnungsstätte Alte Synagoge herausgegebenen Briefkorrespondenz von Beatrice und Max Inow - Wuppertal 2006

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9. November 2011 – Antifaschistische Gedenkdemonstration für die Opfer des Nationalsozialismus

Die Verbrechen der Nationalsozialisten mahnen –
„Erinnern heißt handeln!“ (Esther Bejarano)
Kein Platz für Nazis in Wuppertal-Vohwinkel und anderswo!

11.00 Uhr Jüdischer Friedhof am Weinberg Wuppertal-Elberfeld:
Gedenken an die Pogromnacht 1938
17:00 Uhr Kaiserstrasse/ Ecke Edith-Stein Strasse:
Gedenkkundgebung für die Vohwinkler NS-Opfer mit Gedenktafelenthüllung
17:30 Uhr Lienhard-Platz:
Teilnahme an der antifaschistischen Demonstration vor den Häusern der Nazis in der Kaiserstrasse (wir organisieren einen Antifa-Block)
ab 19:00 Uhr
Kundgebung der Kampagne „Kein Bier für Nazis“ vor dem Bierbrunnen und weitere Überraschungen…
Aufruf zum antifaschistischen Block
Wir rufen dazu auf, gemeinsam in einem antifaschistischen Block auf die Demonstration zu gehen und vor den Häusern der Nazis in Vohwinkel zu demonstrieren. Der Antifa-Block wird sich gegen Nazi-Provokationen und -angriffe zu verteidigen wissen. Herumirrende Nazis werden wir entschlossen in ihre Schranken weisen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Antifa-Blocks wird die kreative Thematisierung der unsäglichen „Rechts-Links-Gleichsetzungen“ der Wuppertaler Polizei und mancher hinterwäldlerischer Politiker*innen sein. Wir behalten uns vor, zu intervenieren, wenn Politiker*innen wieder Antifaschist*innen mit Nazis gleichsetzen.
Darüber hinaus werden wir selbstverständlich an die antisemitische, rassistische und islamfeindliche Politik der Sarrazins, Westerwelles und Möllemänner erinnern, deren gepflegter Extremismus der Mitte entscheidend zum rassistischen Klima in dieser Gesellschaft beiträgt und den Nazibanden erst den politischen Raum eröffnet hat.
Es bleibt dabei: Antifaschismus ist Handarbeit!
Organisieren wir die antifaschistische Selbsthilfe!
Kommt alle, bringt eure Crews und Familien mit!

Nichts und Niemand ist vergessen! Die Pogrome vom 9. bis zum 11. November 1938 in Wuppertal
Wie überall im Deutschen Reich wurden zwischen dem 9. und 11. November 1938 auch in Wuppertal neben der Zerstörung der Synagogen und Betsäle, zahlreiche jüdische Geschäfte und Privatwohnungen teilweise am helligten Tag verwüstet und geplündert.
Die Täter brauchten nicht den Schutz der Nacht. Wenn die jüdischen Einrichtungen nicht restlos abbrannten, kamen sie bis zu dreimal an den Tatort wieder. Am 10. November um 4:00 Uhr brannte die Synagoge an der Genügsamkeitsstraße, um 8:00 Uhr wurde die Barmer Synagoge angezündet. Um 18:00 Uhr kamen die Brandstifter wieder in Genügsamkeitsstrasse und legten erneut Feuer. Die Friedhofskapellen am Weinberg und an der Hugostrasse brannten schließlich um 20:00 Uhr. Das Bettengeschäft Sigismund Alsberg in der Berliner Straße wurde dreimal angesteckt. Kissenbezüge und Betten wurden geraubt. Die Herzogstraße und die Königstraße in Elberfeld waren mit Waren und mit zertrümmerten Gegenständen aus jüdischen Geschäften übersät, auch die Textilhandlung Wolf und Heimann wurde geplündert.
In der Grünstraße waren ganze Wohnungseinrichtungen aus dem Haus geworfen worden, in der Elberfelder Wortmannstraße wurde ein Auto in Brand gesetzt.
Die Täter, unter ihnen der SS-Mann und Versteigerer Bruno Koepchen, fuhren mit der Kraftdroschke vor. In der Herzogstraße warfen sie beim Schuhhaus Tack und anderen jüdischen Geschäften mit Flaschen die Schaufensterscheiben ein. Der Fahrer brachte sie nach kurzem Zwischenstopp in der Kreisleitung der NSDAP zur Synagoge in die Elberfelder Genügsamkeitstraße. „Die Herren stiegen aus und begaben sich zur Synagoge. Da sie durch das Hauptportal nicht in die Synagoge hinein konnten, gingen sie von der Seite aus, durch den dort befindlichen Eingang in die Synagoge. Nach einiger Zeit sah ich dann, dass die Synagoge brannte.“
Die Zerstörungen mussten die Juden per „Sühneabgabe“ selber zahlen. Insgesamt 1 Milliarde Reichsmark mussten reichsweit für die „Judenvermögensabgabe“ zum Ausgleich der Schäden aufgebracht werden. Die Finanzämter „gewährten“ Ratenzahlungen, die in fünf Raten eingezogen wurden. Wer jetzt noch auswandern konnte, musste auch den Rest seines Vermögens den deutschen Finanzämtern überlassen. Nach der Pogromnacht wurden 125 jüdische Männer aus Wuppertal in die Konzentrationslager Dachau und Sachsenhausen verschleppt. Die Bilanz des Pogroms, das am 10. November offiziell für beendet erklärt wurde, war erschreckend: Über tausend Synagogen waren abgebrannt, mindestens 8000 jüdische Geschäfte zerstört sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Zwischen 90 und 100 Juden waren erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt worden. Hinzu kamen Millionenschäden an zerstörten Geschäftseinrichtungen und Schaufensterscheiben. Das alles wurde im Volksmund bald mit dem Begriff „Reichskristallnacht“ verharmlost.

Aufruf autonomer Antifaschist*innen aus Wuppertal
Seit vielen Jahren erinnert die antifaschistische Bewegung am 9. November an die Pogrome vom 9.–11. November 1938 in Wuppertal. Ein zentraler Schwerpunkt unserer antifaschistischen Arbeit war und ist die Gedenkarbeit für die NS-Opfer. Die Parole „Kein Vergeben – kein Vergessen!“ ist für uns eine besondere Verpflichtung. So waren wir an der Kampagne in Mittenwald gegen die Gebirgsjäger beteiligt, organisierten Aktionen für die Entschädigung aller Zwangsarbeiter*innen oder demonstrierten gegen nicht verurteilte NS-Kriegsverbrecher wie Heinrich Boere und Theodor Oberländer. In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen veranstalten wir regelmäßig Gedenkveranstaltungen, besuchen Widerstandskämpfer*innen und organisieren Gedenkstättenreisen nach Auschwitz, Westerbork und Buchenwald.
Die antisemitischen Pogrome, die der Auftakt zu Judenvernichtung und Vernichtungskrieg waren, sind nicht vergessen! Im Gegenteil – die Verbrechen der Nationalsozialisten mahnen uns, das Entstehen einer neuen Nazi-Bewegung wirksam zu bekämpfen.
Endlich
Wir begrüßen es ausdrücklich, dass – endlich – die Wuppertaler Zivilgesellschaft das Naziproblem in Wuppertal-Vohwinkel ernstnimmt und am 9.November auf die Strasse gehen will. Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt spürbare Verstärkung bekommen und hoffen, dass wir mit der Gedenkdemonstration am 9.November an die entschlossenen und kreativen Aktionen gegen den Naziaufmarsch vom 29.1.2011 anknüpfen können.
Wir autonome Antifaschist*innen übernehmen seit vielen Jahren die Verantwortung für den antifaschistischen Kampf und mussten uns wiederholt mit der Kriminalisierung durch die Polizei auseinandersetzen.
Zuletzt wurden wir sogar von Lokal-Politikern und der Wuppertaler Polizei als sog „Linksextremistische Unruhestifter“ diffamiert und mit den Nazis gleichgesetzt.
Nach dem versuchten Totschlag an einer jungen Frau und den zum Teil schweren Kopfverletzungen verursacht durch bekannte Nazischläger auf dem Vohwinkler Flohmarkt, werden und können aber wir nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren. Wir betonen noch mal: Wer mit Knüppeln auf ungeschützte Köpfe eindrischt, wie es bei dem Überfall durch die Nazis geschehen ist, kann niemals ausschließen, dass das Opfer stirbt.
Wir müssen uns mit der gebotenen Vorsicht und Entschlossenheit ganz praktisch die Straße in Vohwinkel zurückerobern. Hauptziel unserer antifaschistischen Arbeit muss sein, dass auch Vohwinkler*innen ihre Ängste überwinden, das Naziproblem in ihrem Stadtteil endlich ernst nehmen und mit Eigeninitiative angehen und bewältigen. Es gibt zum Glück zarte Ansätze einer antifaschistischen Zivilgesellschaft in Vohwinkel, die gestärkt und unterstützt werden müssen.
Für die neuen Herausforderungen müssen wir lernen, solidarisch zu handeln und sorgsam antifaschistischen Selbstschutz zu organisieren. Dieses gemeinsame Handeln jenseits von politischen Unterschieden und sonst notwendigen Trennungen (hingewiesen sei hier u.a. auf Hartz IV, Kriegsbeteiligung, Atompolitik und rassistische Gesetzgebung) ist eine zentrale Lehre der Überlebenden des Nazi-Terrors und der geschlagenen Arbeiter*innenbewegung.
Die Wuppertaler Nazis und die Polizei
Die Wuppertaler Neonazis, die sich offensiv „Nationale Sozialisten Wuppertal“ nennen, sind eine Mischung aus Straßennazis und Nazikadern, die in den letzten zwei Jahren bei allen relevanten Naziaktionen und -aufmärschen im gesamten Bundesgebiet beteiligt waren. Sie sind fest in das Nazinetzwerk „AG Rheinland“ eingebunden, um das sich ein ganzer Mikrokosmos von „sozialem“ Leben und Nazipolitik gebildet hat – vom alltäglichen Propagandadelikt übers nationale Fußballturnier, der Nazi-Hardcore-Party, dem wöchentlichen Demoerlebnis bis zur geplanten Gewalttat ist alles dabei. Ein Teil der Neonazis (Kevin Koch, Fabian Mayer) wird von den Führungsfiguren der bundesweiten NS-Szene zu Kadern ausgebildet. Sie übernehmen z.B. die bundesweite Medienarbeit der Nationalsozialisten und fungieren zunehmend als Redner oder Ordner.
Diese bundesweite Einbindung könnte auch der Grund sein, dass sich der Staatsschutz und der VS für die jungen Nazikader bis hin zur Verpflichtung als V-Leute interessieren.
Augenklappen für die Polizei
Obwohl diese Nazis seit über einem Jahr in Wuppertal in aller Öffentlichkeit gravierende Straftaten wie Messerangriffe, bewaffnete Überfälle und antisemitische Propagandadelikte begehen, die nach unser Kenntnis auch nach dem deutschen Strafgesetzbuch strafbar sind, wurde die Stärke der Naziszene in Wuppertal von der Polizei bis letzte Woche herunterredet.
Das hat sich jetzt überraschend geändert, weil der Leiter der Polizeiwache im der Nazi-Hochburg Wuppertal-Vohwinkel, Markus Preuß, unlängst gegenüber Journalist*innen von Radio Wuppertal und grünen Kommunalpolitikern seine Weltsicht erklärt hat: „Nazis machen in Vohwinkel kaum Probleme, das wahre Problem sind in Vohwinkel Linksradikale und Migranten.“ Das empörte die Grünen und die Journalist*innen so nachhaltig, dass die Grünen einen Offenen Brief an die Polizeipräsidentin schrieben und die Journalist*innen darüber berichteten, sodass der Polizist mittlerweile ein Disziplinarverfahren hat und in Urlaub geschickt wurde.
(http://www.radiowuppertal.de/_pool/files/beitraege/1045942.mp3)
Markus Preuß ist aber nur die Spitze des polizeilichen Eisberges. Noch brisanter ist das zwischendurch eingestellte Ermittlungsverfahren wegen des Naziüberfalls auf eine Filmveranstaltung des Medienprojektes im Cinemaxx. „Die Einstellung wurde damit begründet, dass es sich um ein nicht weiter aufklärbares tumultartiges Geschehen handelt, bei dem den Beschuldigten konkrete Tatbeiträge nicht nachgewiesen werden konnten“, erklärte Oberstaatsanwalt Wolf Tilman Baumert auf Anfrage.
In 10 Monaten „polizeilicher Ermittlungsarbeit“ gab es nie einen ernsthaften Versuch, Zeug*innen des Überfalls zu suchen. Zeug*innenvernehmungen von schon bekannten Personen, die durch den Naziüberfall geschädigt wurden, wie z.B. die verletzten Security-Leute, der Kinobesitzer und die Leute vom Medienprojekt wurden einfach nicht getätigt. Auch der Nazi, der vom Security-Dienst festgehalten werden konnte und eindeutig Pfeffergas gesprüht hatte, taucht als Straftäter nicht mehr auf!
Es wurden weder Fotos zur Wiedererkennung der Täter den Zeug*innen vorgelegt, noch ernsthaft der Tathergang rekonstruiert. Ernsthafte Strafverfolgung sieht sicherlich anders aus. Die Frage ist natürlich, warum die Wuppertaler Polizei so offensichtlich dilettantisch (nicht) ermittelt?
Sind die Wuppertaler Behörden tatsächlich so unfähig und/oder faul, oder sind die Gründe für die „Strafvereitelung im Amt“ noch gravierender?
Da die Polizeipräsidentin Radermacher, in ihren äußerst nervösen und unsouveränen Äußerungen zu dem Thema u.a. im Stadtrat, von verdeckten Ermittlungen in Nazikreisen sprach, ist es zu befürchten, dass an den Überfällen der Nazis V-Leute beteiligt waren und daher ernsthafte Ermittlungen nicht gewünscht waren, bzw. sind. Aufgrund der vielen deutschlandweiten Verbindungen würden sich Teile der Wuppertaler NS-Szene aus Sicht des Verfassungsschutzes dafür vortrefflich eignen.
Spätestens seit dem Solinger Brandanschlag von 1993 wissen wir, das der hiesige Staatsschutz und NRW-VS zur Deckung seiner V-Leute (damals Bernd Schmitt mit seiner Kampfsportschule Hak Pao) auch mal seine Ermittlungsakten kreativ gestaltet bzw. Belastungen einfach weglässt.
Autonome Antifaschist*innen aus Wuppertal – 20.10.2011
Kampagne „Kein Bier für Nazis“:
http://www.kein-bier-fuer-nazis.tk/

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Dokumentation: Nach Reizgasangriff durch Neonazis: Medienprojekt Wuppertal drängt auf Klärung [update]

Im Folgenden dokumentieren wir die Pressemitteilung vom „Medienprojekt Wuppertal“ (07. Oktober 2011) und weitere Pressemeldungen. Eine ausführliche Dokumentation der Geschehnisse vom 30. November 2010 befindet sich hier.
[update – 14.10.] Inzwischen wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Wuppertal die Ermittlungen – nachdem vom Medienprojekt u.a. eine Liste mit Zeug*innen vorgelegt wurde – wieder aufgenommen hat.

Nach Reizgasangriff durch Neonazis im Wuppertaler CinemaxX: Das Medienprojekt Wuppertal drängt auf Klärung der Geschehnisse nach vorläufiger Einstellung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft.
Wie bundesweit durch Zeitung und Fernsehen berichtet, wurden am 30.11.2010 im Wuppertaler CinemaxX Kinobesucher von ca. 20 Neonazis gewalttätig angegriffen. Dort fand die Uraufführung des Filmes »Das braune Chamäleon« statt, eine Dokumentation des »Medienprojekt Wuppertal« über verschiedene Erscheinungsformen von Rechtsextremismus. Die vermummten Neonazis versprühten dabei Pfefferspray im Foyer, verwüsteten eine Baustelle in der unmittelbaren Nähe und warfen Steine und Absperrungsteile auf das Kino. Dabei wurden u.a. zwei Securitymitarbeiter verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei nahm 13 Neonazis in Gewahrsam und beschlagnahmte dabei Reizgas, Quarzhandschuhe und diverse Schlagwaffen. Gegen die Personen wurde wegen Landfriedensbruch ermittelt.
Nach acht Monaten übergab die Polizei die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft Wuppertal, die das Verfahren ohne Gerichtsverhandlung einstellte, da es sich um »ein Tumultgeschehen« handle, »welches nicht näher aufklärbar« sei. Das verwundert sehr, da sich zum Tatzeitpunkt über 50 Kinobesucher im Foyer befanden und die Vorfälle beobachteten. Von diesen Besuchern wurde keiner vernommen. Vieles deutet darauf hin, dass Polizei und Staatsanwaltschaft nicht alle rechtsstaatlichen Möglichkeiten genutzt haben, um die zahlreichen Straftaten, die unter den Augen von dutzenden Zeugen geschehen sind, hinreichend zu ermitteln.
In Wuppertal wächst zur Zeit eine organisierte rechtsextreme Szene. Mittlerweile kommt es regelmäßig zu Delikten durch diesen Personenkreis und Wuppertal-Vohwinkel ist mittlerweile eine Hochburg der militanten Rechten in NRW. Der o.g. Vorfall fand Erwähnung im Verfassungsschutzbericht des Landes, und es gibt ein erhebliches öffentliche Interesse an einer Aufklärung. Das politische Signal, das von der Einstellung des Verfahrens ausgeht, ist verheerend. Für die Neonazis hingegen ist es eine Bestätigung, dass solche kriminellen Aktionen in aller Öffentlichkeit juristisch folgenlos bleiben und jederzeit in ähnlicher Form wiederholt werden können.
Das Medienprojekt Wuppertal strebt an, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden, so dass es zu einer Aufklärung der Vorfälle kommt.
Medienprojekt Wuppertal
Jugendvideoproduktion und -vertrieb

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Zurück auf die Strasse – Kein Platz für Nazis in Wuppertal-Vohwinkel!

Der brutale Naziangriff auf linke Flohmarktbesucher*innen vom vergangenen Wochenende bleibt nicht unbeantwortet. Nach dem versuchten Totschlag an einer jungen Frau und den zum Teil schweren Körperverletzungen verursacht durch bekannte Nazischläger auf dem Vohwinkler Flohmarkt am vergangenen Wochenende, werden und können wir nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren.
Neben anderen „Aktivitäten“ werden wir am Freitag, den 30. September 2011 zusammen mit den Verletzten des Naziüberfalls an den Tatort zurückkehren.
Treffpunkt ist 17:30 an der Schwebebahn-Endhaltestelle Vohwinkel!
Kommt alle, bringt eure Crews und Familien mit!

Wir werden uns ganz praktisch die Straße zurückerobern und gemeinsam mit der gebotenen Vorsicht und Entschlossenheit erneut die Nazipropaganda im Stadtteil entfernen und die Vohwinkler Bevölkerung ein erneutes Mal über die Nazistrukturen in ihrem Stadtteil informieren.
Herumirrende Nazis werden wir entschlossen in ihre Schranken weisen.
Hauptziel unserer antifaschistischen Arbeit muss sein, dass auch die Vohwinkler*innen ihre Ängste überwinden, das Naziproblem in ihrem Stadtteil endlich ernst nehmen und mit Eigeninitiative angehen und bewältigen. Es gibt zum Glück zarte Ansätze einer antifaschistischen Zivilgesellschaft in Vohwinkel, die gestärkt und unterstützt werden muss.
Des Weiteren wehren wir uns entschieden gegen die andauernde Verharmlosung der Nazigewalt und der Nazistrukturen in Wuppertal.
Liebe Wuppertaler Presse: Es reicht nicht, die Pressemitteilungen der Polizei für bare Münze zu nehmen und sie einfach abzuschreiben. In Vohwinkel haben weder „Straßenkämpfe“ noch eine „Schlägerei zwischen Extremisten“ stattgefunden (beides WZ).
Es handelt sich eindeutig um einen, dem Ablauf nach, geplanten und bewaffneten Überfall durch organisierte Nazis auf alternativ-aussehende Menschen!
Zudem: wer mit Knüppeln auf ungeschützte Köpfe eindrischt, wie es am Wochenende während des Überfalls durch die Nazis geschehen ist, kann niemals ausschließen, dass das Opfer stirbt.
Wir haben es in Wuppertal mit einer Mischung aus Straßennazis und Nazikadern zu tun, die in den letzten 2 Jahren bei allen relevanten Naziaktionen und -aufmärschen im gesamten Bundesgebiet beteiligt waren. Sie sind fest in das Nazinetzwerk „AG Rheinland“ eingebunden, um das sich ein ganzer Mikrokosmos von „sozialem“ Leben und Nazipolitik gebildet hat – vom nationalen Fußballturnier, der Nazi-Hardcore-Party, dem wöchentlichen Demoerlebnis bis zur geplanten Gewalttat. Wir haben es, das zeigt die Zusammensetzung der Angreifer von Vohwinkel, mit einer gefährlichen regionalen Nazistruktur zu tun, die inzwischen regelmäßig Linke und Migrant*innen offensiv angreift. Ein Teil der Jungnazis (Kevin Koch, Fabian Mayer) wird von den Führungsfiguren der bundesweiten Naziszene zu Kadern ausgebildet. Sie übernehmen z.B. die bundesweite Medienarbeit der Nationalsozialisten und fungieren zunehmend als Redner oder Ordner*innen.
Es muss endlich Schluss sein mit der Verharmlosung der Nazistrukturen. Wenn der Wuppertaler „Staatschutz“ immer noch keine Führungsstrukturen bei den Nazis erkennt, wie die WZ in ihrer unsäglichen Berichterstattung schrieb, wird es Zeit für den vorzeitigen Ruhestand. Unverschämt wird es, wenn Staatsschützer Manke sogar die antifaschistischen Aktivitäten in Vohwinkel für die Stärke der Nazis verantwortlich macht.
Den Vogel schießt aber der Polizeichef von Vohwinkel, Markus Preuss ab. Der Freizeitpolitiker Preuss, der für eine Splittergruppe im Solinger Stadtrat sitzt, verstieg sich unlängst zu der Behauptung, Vohwinkel habe ein „Extremismusproblem von links und rechts“ und schickt seine Untergebenen in die Vohwinkler Schulen, um vor Antifaschist*innen zu warnen. Gleichzeitig lässt er die Nazis gewähren.
Seit seiner Amtseinführung 2009 kann sich die Naziszene in Wuppertal-Vohwinkel ungehindert ausbreiten. Offene Nazitreffs, wie z.B. auf dem Vohwinkler Akzenta Parkplatz, werden geduldet. Nazis wie Kevin Koch können ungestraft mit Hakenkreuzfahnen winken. Die Straßennazis um Rene Heuke, Tim Schulze-Oben und Maik Dasberg sorgen für die körperlichen Angriffe mit Messern, Knüppeln und abgebrochenen Flaschen.
Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis:
Laut WZ hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungsverfahren wegen des Naziüberfalls auf das Cinemaxx Anfang Dezember 2010 – ermittelt wurde u.a. wegen Landfriedensbruchs – eingestellt: „weil die Angreifer damals vermummt waren, sei es nicht möglich zu klären, wer was getan hat“. Mit der Einstellung des Verfahrens haben sich unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet.
Nicht nur das Wuppertaler Medienprojekt ist entsetzt und prüft rechtliche Schritte.
Bis zum heutigen Tag, so unsere heutigen Nachfragen beim Medienprojekt und anderen Zeug*innen, hat die Polizei auf ordentliche Zeug*innenvernehmungen verzichtet, obwohl ein Nazi, der unvermummt Pfeffergas gegen die Kino-Besucher*innen eingesetzt hatte, vom Sicherheitsdienst überwältigt werden konnte und der Polizei übergeben wurde. Es wurden weder Fotos zur Wiedererkennung der Täter den Zeugen vorgelegt, noch ernsthaft der Tathergang rekonstruiert. Ernsthafte Strafverfolgung sieht sicherlich anders aus. Die Frage ist natürlich, warum die Wuppertaler Polizei so offensichtlich dilettantisch (nicht) ermittelt? Die Frage, ob sie wieder V-Leute im Einsatz hatten, muss vor dem Hintergrund des Brandanschlags von Solingen 1993 – wo dies im direkten Umfeld der Täter der Fall war – erlaubt sein.
Möglicherweise müssen die Betroffenen zu einem Klageerzwingungsverfahren greifen, um den Wuppertaler Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft zur Wiederaufnahme der Ermittlungen zu zwingen.
Auch im Landesparlament sollten wir, bzw. die Wuppertaler Abgeordneten, diese merkwürdige Strafvereitelung im Amt offensiv hinterfragen!
Es bleibt dabei: Antifaschismus ist Handarbeit!
Organisieren wir die antifaschistische Selbsthilfe!
Wir grüßen alle Antifaschist*innen und Genoss*innen, die am Freitag in Unna und am Samstag in Hamm gegen die Nazis auf die Straße gehen!
Antifaschist*innen aus Wuppertal und dem Umland am 27.9.2011

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Hamm: Gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung! Für eine freie Welt ohne Grenzen!


Wieder Naziaufmarsch in Hamm!

Für den 01. Oktober kündigt die Kameradschaft Hamm (KSH) einen Aufmarsch unter dem Motto „Stoppt den Volkstod – Wir lassen uns nicht BRDigen“ an. Nachdem Nazis aus Hamm und Umgebung bereits letztes Jahr durch den Hammer Westen unter dem Motto „Das System bringt uns den Volkstod – Freie Völker statt freie Grenzen“ marschieren durften, versucht die hiesige Neonaziszene nun scheinbar, eine jährliche Demonstration im Oktober zu etablieren.
Der Aufruf für den diesjährigen Aufmarsch bleibt derselbe, mit antisemitischer und rassistischer Hetze warnen sie vor einem drohenden „Volkstod“, der nur durch einen „Nationalen Sozialismus“ überwunden werde könne.

Der Blick auf die Redner_innenliste zeigt neben vertrauten Gesichtern wie Axel Reitz oder den NPD-Kreisvorsitzenden Hans Jochen Voß eine Besonderheit. Angekündigt als ein „echtes Original aus der Reichshauptstadt“ sticht Arnulf Priem hervor.

Arnulf Priem (Jahrgang 1950) zählte bis vor zwei Jahrzehnten zu den wichtigsten Neonazi-Anführern Deutschlands. Er war Kopf der „Kampfgruppe Priem“, Gründer des Nazi-Rocker-Vereins „Wotans Volk“ und Mitglied der Führungsriege der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“. Priem saß unter anderem Mitte der 90er wegen der „Bildung eines bewaffneten Haufens“ und unerlaubten Waffenbesitzes in Haft. Weiterlesen

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Dokumentation: Versuchter Totschlag auf dem Vohwinkler Flohmarkt

Wir dokumentieren an dieser Stelle die heutige Pressemitteilung der „Antifaschistischen Initiative Wuppertal“, sowie weitere Presseberichte:

Versuchter Totschlag auf dem Wuppertaler Flohmarkt
Bewaffnete Nazis greifen linke Flohmarktbesucher*innen an – Vier schwere Kopfverletzungen
Der Naziterror hat heute morgen um 3:00 Uhr in Wuppertal einen neuen Höhepunkt erreicht. Linke Flohmarktbesucher*innen wurden auf der Kaiserstrasse Höhe Hausnr. 27 von einer 12-köpfigen Nazigruppe mit Knüppeln und Fahnenstangen angegriffen.
Als Nazischläger wurden erkannt: die Wuppertaler Mike Dasberg, Michel Dasberg und Rene Heuke. Von auswärts kamen u.a. Matthias Drewer (Hamm), Maik Inderhees (Viersen), Yvonne Faust (Dortmund) und Patrick Prass (Düsseldorf).
Begonnen hatte der Naziüberfall mit einem körperlichen Angriff der beiden Dasberg-Brüder Maik und Michel Dasberg auf zunächst zwei Personen aus der Punkszene in der Nähe einer Döner-Bude. Zur Verstärkung kam dann direkt aus dem Wohnhaus Kaiserstr. 30 ein Trupp bewaffneter und zum Teil vermummter Nazis und griff wahllos linksaussehende Leute an. Die Nazis knüppelten gezielt auf die Köpfe der Menschen ein, die zum Teil schwere Kopfverletzungen zu erleiden hatten. Als Täter erkannt wurden u.a. Maik und Michel Dasberg und der Hammer Neonazi Matthias Drewer. Michel Dasberg hielt eine junge Frau fest und Drewer schlug mit dem Knüppel mehrfach auf ihren ungeschützten Kopf ein. Die schwere Kopfplatzwunde musste später im Krankenhaus chirurgisch versorgt werden, es bestand Verdacht auf einen Schädelbruch. Insgesamt wurden 4 Personen durch Knüppelschläge am Kopf verletzt und mussten ärztlich versorgt werden.
Die Passant*innen, die in großer Zahl auf der Strasse waren, halfen leider nicht. Die herbeigerufene Polizei schikanierte – wie gewohnt – die Antifaschist*innen und drangsalierten die z.T. stark blutenden Personen noch mit Personenkontrollen anstatt erste Hilfe zu leisten.
Die Nazis konnten derweil in das Wohnhaus Kaiserstr. 30, in der sich die Wohnung des Nazis Rene Heuke befindet, zurückflüchten und grinsten aus den Fenstern. Ein anderer Nazis hatte den (vorbereiteten) Überfall die ganze Zeit mit einer Kamera gefilmt.
Wenig später durchsuchte Bereitschaftspolizei die Naziwohnung und traf noch 15 Nazis mit einer umfangreichen Waffensammlung an.
In der Pressemitteilung der Polizei wird der bewaffnete Nazi-Überfall wieder zu einer Rechts-Links-Schlägerei heruntergelogen. Die zunehmende Nazigewalt in Wuppertal, nach Messerangriffen, jetzt die Knüppelschläge auf ungeschützte Köpfe, wird weiter gezielt verharmlost und nicht verfolgt.
Weil die Nazigewalt im schönen Vohwinkel immer noch keinen stört und weil es eine kritische Presse, die nicht nur Polizeimeldungen abschreibt, nicht mehr gibt, ist wieder einmal Eigeninitiative und Zivilcourage gefragt. Lassen wir den Antisemiten und Rassisten kein Fussbreit! Auf nach Vohwinkel…
Antifaschistische Initiative Wuppertal 25.9.2011

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Terminhinweis: Antifaschistischer Picobello-Tag am 23.09. in Vohwinkel

Das Wuppertaler Bündnis „Kein Platz für Nazis!“ ruft zu einem antifaschistischen Picobello-Tag in Wuppertal-Vohwinkel auf. Die Aktion findet am Freitag, den 23. September 2011 statt. Treffpunkt ist um 17:00 Uhr an der Schwebebahnhaltestelle Vohwinkel. Im Folgenden dokumentieren wir den Aufruf:

Keine Nazipropaganda!
Kein Platz für Nazis!
Freitag, 23. September 2011 um 17:00 Uhr
Treffpunkt an der Schwebebahnhaltestelle Vohwinkel

Liebe VohwinklerInnen, liebe WuppertalerInnen, liebe Sportvereine, Geschäftsleute und KirchenaktivistInnen, liebe SchülerInnen und LehrerInnen,
der große Flohmarkt und der Vohwinkel-Tag steht vor der Tür, leider verdichten sich Informationen, dass die Wuppertaler Nazis verstärkt das Wochenende für ihre Nazipropaganda nutzen wollen. Insbesondere am Samstag erwarten wir die Nazis in großer Zahl an den Bierständen auf dem Lienhard-Platz.
Wir haben die Kampagne „Kein Bierchen für Nazis – Kein Platz für Nazis“ im Frühjahr wuppertalweit gestartet und wollen uns jetzt auf Vohwinkel konzentrieren.
Ziel ist, die Nazis in der Öffentlichkeit und in ihrer Nachbarschaft zu isolieren. Ein erster Schritt ist es, den Nazis ihre Treffpunkte zu nehmen und die betroffenen Stadtteile von der Nazipropaganda zu befreien.
Wir laden daher zu einem antifaschistischen Picobello-Tag in Vohwinkel ein.
Vor dem Flohmarkt-Wochenende wollen wir Vohwinkel von den Naziaufklebern befreien. Bringt Putzzeug und Schrubber mit! Gemeinsam sind wir stark.
Es ist ja kein Geheimnis mehr. Wuppertal hat ein Naziproblem. Seit etwa einem Jahr wird der Naziterror insbesondere in Vohwinkel immer schlimmer. Familien werden bedroht und müssen wegziehen, AntifaschistInnen werden auf offener Strasse mit Waffen angegriffen, KinobesucherInnen mit Waffen bedroht.
Die Nazis um Rene Heuke, Mike Dasberg, Jenny Heuke, Marie Leder, Lasse Femers, Daniel Borchert und Kevin Koch können sich weitgehend ungestört im öffentlichen Raum bewegen und werden sogar noch in Clubs, Kneipen und zu Konzerten reingelassen, um dort weiter Nazisympathisanten anzulocken.
Auch verbreiten sie ihre Nazigesinnung mit Aufklebern und Nazigraffittis.
Das muss sich ändern.
Die Nazis sollen wissen, das sie hier unerwünscht sind und für ihre menschenverachtende, rassistische und antisemitische Propaganda kein Platz ist. In Vohwinkel dürfen keine Dortmunder Verhältnisse entstehen. Bitte helfen Sie mit!
Wuppertaler Bündnis „Kein Platz für Nazis!“

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