Im Rahmen des Antifa-Cafés am Donnerstag, 03. März 2011, findet ab 20:00 Uhr eine Infoveranstaltung zum „1000 Kreuze Marsch“ in Münster statt.
Was haben „1000Kreuze für das Leben“-Märsche in Münster mit dem Versammlungsrecht in eurer Stadt zu tun?
Das Versammlungsrecht muss immer mehr vor dem Staat geschützt werden, denn seit geraumer Zeit wird versucht politisch denkenden Bürger_innen die Möglichkeit auf Protest zu nehmen. Sei es durch verschärfte Versammlungsgesetze wie in Bayern oder durch juristisch härteres Vorgehen gegen Protestierende. So geschehen im Nachlauf des 14.3.2009 in Münster, wo es nach einer Gegendemonstration gegen einen EuroProLife „1000 Kreuze Marsch“ eine Welle von ca. 100 Verfahren wegen angeblicher Versammlungssprengung gibt.
Dieser „1000 Kreuze Marsch“ wurde und wird jedes Jahr aufs neue, von fundamentalistischen Christ_innen verschiedener Konfessionen organisiert, die aktiv und penetrant gegen Verhütungsmittel, gegen Schwangerschaftsabbrüche und gegen Homosexualität agieren.
Warum ein Vorgehen gegen diese unerträglichen Postionen im katholischen Münster aufs Schärfste verfolgt wird, können wir nur erahnen. Ein Ziel der Staatsanwaltschaft scheint aber klar zu sein: Möglichst viele politische Menschen durch diese Einschüchterungen möglichst lange ruhig zu stellen. Auf der anderen Seite sollen mit der restriktiven Auslegung des Straftatbestandes der „Versammlungssprengung“ Mittel geschaffen werden, um allgemein Gegendemonstrationen effektiver zu kriminalisieren und damit zu erschweren. Denn theoretisch ist diese juristische Auslegung, wenn sie sich durchsetzen sollte, beliebig auf Gegendemonstrationen in anderen Kontexten (z.B. Naziäufmärsche) in anderen Städten übertragbar.
Wir sind der Meinung, dass diese Methoden höchst besorgniserregend sind und einen tiefen Eingriff in die Grundrechte darstellen. Deswegen haben wir uns in Münster organisiert um dieser juristischen Willkür etwas entgegensetzen zu können.
Infoveranstaltung über den kommenden „1000 Kreuze Marsch“ am 12. März 2011, die Entwicklungen in Münster und deren Auswirkungen, aber auch über die Auseinandersetzungen um das Versammlungsrecht bundesweit.
Weitere Informationen unter http://gegen1000kreuze.blogsport.de/
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„Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ stellt Strafantrag gegen die Polizei
Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung vom „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“
„Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ stellt Strafantrag gegen die Polizei – Nazi-Aufmarsch in Wuppertal beschäftigt Innenausschuss des Landtages
Trotz massiver Proteste der Bevölkerung haben am 29. Januar in Wuppertal rund 200 militante Neonazis einen Aufmarsch unter dem Motto »Gegen Antifaschismus und linke Gewalt!« durchgeführt.
Das „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ hat die Ereignisse um den Nazi-Aufmarsch und die Gegendemonstrationen ausgewertet und eine Fülle von Bild- und Tonmaterial gesichtet.
Danach ist deutlich geworden, dass die Polizei unter dem Kommando der NRW-Landespolizei massives Fehlverhalten an den Tag gelegt hat. Das Bündnis hat einen Fachanwalt eingeschaltet. Dieser versicherte, dass vor und während der Nazi-Demonstration zahlreiche Verbotstatbestände im Sinne des Versammlungsgesetzes vorlagen. Der von neonazistischen regionalen »Freien Kameradschaften« und der NPD Düsseldorf/Mettmann unterstützte Aufmarsch hätte deswegen längst aufgelöst werden müssen.
Aufgrund fahrlässiger Unterlassungen der Ordnungskräfte stellt das „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ nun Strafantrag gegen die Polizeiführung wegen „Strafvereitelung im Amt“.
Schon im Vorfeld des von »Nationalen Sozialisten aus Wuppertal« initiierten und von dem Pulheimer Nazi Axel Reitz angemeldeten Aufmarsches wurden Wuppertaler/-innen durch wiederholte Übergriffe der Nazis bedroht. Gruppen militanter Nazis machten am 29. Januar bereits vor Beginn des Aufmarsches durch gewalttätige Angriffe auf Gegendemonstranten und Passanten die Straßen unsicher. Aufrufe zu Straftaten, Gewalt- und Morddrohungen gegen demokratisch gesinnte Bürgerinnen und Bürger sowie antisemitische Hetze wurden sowohl über den Demolautsprecher als auch durch Sprechchöre der Nazis verbreitet.
Darunter verbotenes nationalsozialistisches Liedgut und Parolen wie »Haut den Linken die Schädeldecken ein« oder »linkes Gezeter – 9 mm«.
Statt an dieser Stelle den Aufmarsch zu verbieten, setzte die Polizeiführung 1500 Polizeikräfte ein und unternahm alles Menschenmögliche, um trotz massiver Proteste und zahlreicher Gefahrensituationen den Aufmarsch zu seinem Ziel zu eskortieren. So brachte die Polizei größere Gruppen von Nazis mit Bussen zum Auftaktort und nach Ende des Aufmarschs von der Abschlusskundgebung am Hofkamp wieder fort. Auf der anderen Seite ging sie gegen zahlreiche Gegendemonstranten völlig unverhältnismäßig vor. Willkürliche, mit voller Härte durchgeführte Polizeieinsätze mit Schlagstöcken und Reitzgas begleiteten die Anti-Nazi-Proteste von Anfang an bis zu deren Ende gegen 19:00 Uhr.
Das breite Bündnis gegen Nazis ist sich einig: Solch skandalöse Vorfälle dürfen sich nicht wiederholen! Die schockierenden Reden, die Nazis unter dem Schutz der Polizei in Wuppertal gehalten haben, und Tendenzen innerhalb der Neonazi-Szene, die in letzter Zeit im regionalen Umfeld zu beobachten sind, mahnen zur Vorsicht. Offensichtlich soll die Stadt neben Dortmund und dem Aachener Land als weiterer nationalsozialistischer Aufmarschort erschlossen und das braune Terrain ausgebaut werden. Diesen Befund bestätigt der Nazi-Ausruf: »Ab heute ist Wuppertal braun statt rot!«
Die Wuppertaler Ereignisse am 29. Januar beschäftigten am gestrigen Donnerstag auch den Innenausschuss des Düsseldorfer Landtages. Dessen Vize-Präsidentin Gunhild Böth (DIE LINKE) hat dort die Kritik am Polizeieinsatz aufgegriffen und ihre Fragen an den Innenminister unter anderem auf Bildmaterial und Dokumente des „Wuppertaler Bündnisses gegen Nazis“ gestützt. Neben der gebotenen politischen Aufarbeitung des Aufmarsches verfolgt der Strafantrag des Bündnisses das Ziel, eine Polizeitaktik juristisch anzugreifen, die wie am 29. Januar gegen den Willen einer breiten Bevölkerung gerichtet war. Menschen verachtende Straftaten von Nazis dürfen nicht unter dem Vorwand billigend in Kauf genommen werden, die Versammlungsfreiheit schützen zu wollen. Das darf künftig weder in Wuppertal passieren noch anderswo!
http://wuppertal-gegen-rechts.de/?p=150#more-150
Strafantrag:
http://wuppertal-gegen-rechts.de/wp-content/uploads/2011/02/Strafanzeige.pdf
Presseberichte:
Wuppertaler Polizeieinsatz Thema im Landtag
Der Aufmarsch rechter Gruppierungen Ende Januar in Wuppertal wird ein Nachspiel haben. Im Innenausschuss des Landtags gab es gestern viele Fragen zur Polizeitaktik – z.B., ob die Beamten unverhältnismäßig hart auf Gegendemonstrationen reagiert hätten. Der Landes-Polizeiinspekteur verteidigte das Vorgehen der Beamten. Allerdings werde geprüft, ob man rechte Demonstranten nachträglich wegen des Singens verbotener Lieder anzeige. Der Wuppertaler Landtagsabgeordnete Andreas Bialas, Mitglied des Innenausschusses, sagte zu weiteren Konsequenzen: „Inwieweit wir solche Versammlungen auch auflösen können, wenn harte Kriterien erfüllt sind, die eine Auflösung ermöhlichen, und wie weit wir die gesamte Sicherheitslage betrachten müssen, damit wir eine solche Veranstaltung nicht über viele Stunden hinweg in der Innenstadt stattfinden lassen müssen.“ – wdr.de
Strafantrag gegen Polizei
Das „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ stellt nach eigenen Angaben einen Strafantrag gegen die Polizei. Kritisiert wird das Vorgehen der Polizei bei einer Demonstration von rechten Gruppierungen. Dabei sei die Polizei stärker gegen die bürgerlichen Gegendemonstranten vorgegangen und habe die Rechten gewähren lassen. Diese hätten bei der Demonstration unter anderem zu Gewalt an politisch Andersdenkenden aufgerufen. – wdr.de
Nazi-Demo: Strafantrag gegen die Polizei
Wuppertal. Das Bündnis „Wuppertal gegen Nazis“ hat Strafantrag gegen die Wuppertaler Polizeiführung wegen Strafvereitelung im Amt gestellt. Wie das Bündnis am Freitag mitteilte, wirft es der Polizei vor, die Neonazi-Kundgebung am 29. Januar in Elberfeld nicht vorzeitig abgebrochen zu haben, obwohl es aus den Reihen der Neonazis zahlreiche Verbots-Tatbestände im Sinne des Versammlungsrechts gegeben habe – etwa Aufrufe zu Straftaten. Das habe die Auswertung von Bild- und Tonmaterial durch Mitglieder des Bündnisses mit Hilfe eines Rechtsanwalts ergeben.
Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft konnten am Freitag der WZ den Eingang einer entsprechenden Anzeige bestätigen. Die Polizei nahm den Strafantrag zur Kenntnis, wollte zur Sache aber keine Stellung nehmen. Am Donnerstag hatte der Landes-Polizeiinspekteur den Einsatz bereits im Innenausschuss des Landtages noch einmal als angemessen verteidigt. fl – WZ Wuppertal
Strafantrag nach Neonazi-Demo
Die Neonazi-Demonstration heute vor zwei Wochen hat ein juristisches Nachspiel. Es liegen Strafanzeigen gegen die Anführer der rechten Demonstranten vor, das Wuppertaler „Bündnis gegen Nazis“ stellt einen Strafantrag gegen die Polizei. Die Polizei habe massives Fehlverhalten an den Tag gelegt, begründen die Nazigegner den Strafantrag. Die Polizei – so heißt es – hätte den Aufmarsch nicht erlauben dürfen, weil die Nazis schon im Vorfeld gegen Gesetze verstoßen hätten. Gegen die linksorientierten Demonstranten dagegen sei die Polizei hart vorgegangen. Ein Wuppertaler hat anonym Anzeige gegen die Nazis gestellt – die Anzeige mit zahlreichen Vorwürfen vor allem wegen Volksverhetzung liegt Radio Wuppertal vor. Auch im Landtag waren Demo und Polizeieinsatz Thema – der Innenausschuss diskutierte die Ereignisse von Wuppertal. – Radio Wuppertal
Video vom Naziaufmarsch am 29.01.
Ein Video der mehrteiligen Dokumentation des „Medienprojekts Wuppertal“ über den Naziaufmarsch am 29. Januar 2011 in Wuppertal:
Pressemitteilung des „Wuppertaler Bündnisses gegen Nazis“ zum Protest am 29.01.
Im Folgenden dokumentieren wir die Pressemitteilung vom „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ zum Protest gegen den Naziaufmarsch am 29. Januar 2011 in Wuppertal.
Pressemitteilung, 30.01.2011 des „Wuppertaler Bündnisses gegen Nazis“
Erste Bilanz des „Wuppertaler Bündnisses gegen Nazis“:
Großer Erfolg für das Bündnis, aber harsche Kritik an der Strategie und am Einsatz der Polizei
In einer ersten Bilanz wertet das „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ den Protest gegen die Nazikundgebung am gestrigen Samstag als großen Erfolg der Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger. Schon früh zeichnete sich ab, dass der von der Polizei gewünschte Ort für die Auftaktkundgebung vor der „Kirche in der City“ für die vielen Menschen, die ihrer Solidarität im Kampf gegen Nazis Ausdruck geben wollten, viel zu klein war. Mehr als 5000 Menschen füllten den Platz bis hinüber zu den City-Arkaden. Guntram Schneider (Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen), der neben der Remscheider Oberbürgermeisterin Beate Wilding und dem Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung zu Beginn der Veranstaltung sprach, beendete seine Grußworte an die Demonstrierenden mit dem Bertolt Brecht zugeschriebenem Zitat: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“.
Mehr als vier Stunden gelang es den Demonstrierenden dem Brecht-Zitat folgend die Nazikundgebung zu verhindern. Zeitweilig war der komplette Bahnverkehr rund um Wuppertal – bis Köln und Düsseldorf – eingestellt, wodurch die Anreise von auswärtigen Nazis verhindert wurde.
Harsche Kritik übt das Wuppertaler Bündnis an der Strategie und am Einsatz der Polizei. Immer wieder gingen Polizeikräfte mit unverhältnismäßiger Härte gegen die Bündnisaktivitäten vor. Bereits mit Beginn des Demonstrationszuges benutzte die Polizei Pfefferspray und verletzte so die in erster Reihe friedlich Demonstrierenden. Auch im weiteren Verlauf versuchten Polizeikräfte immer wieder mit unverhältnismäßigen Schlagstockeinsätzen und weiterem Pfeffersprayeinsatz den legitimen Protest der Demonstrierenden, ohne Rücksicht auf ältere Menschen und Kinder, zu unterbinden. Mehrfach wurden kleinere und größere Gruppen der Gegendemonstrantinnen und Gegendemonstranten zeitweise eingekesselt. In der Unionstrasse setzte die Polizei 40 Personen sogar über mehrere Stunden fest. Dagegen konnten versplitterte Nazigruppen unbehelligt von der Polizei mit Reichskriegsflagge vom Barmer Bahnhof in Richtung Unterbarmen marschieren und Gegendemonstrierende brutal angreifen.
Erst am Nachmittag, kurz nach 16.00 Uhr, konnte sich die Nazidemo von gerade einmal 100 Nazis unter Schwenken der Reichskriegsflagge vom Unterbarmer Bahnhof in Richtung Elberfeld in Bewegung setzen. Bei ihrem Marsch wurden sie von einem enormen Polizeiaufgebot eskortiert. Trotzdem wurde nicht unterbunden, dass sich einzelne Nazis von der genehmigten Route absetzten, im Rücken der Polizei die Gegendemonstrierenden provozierten und angriffen und wohl auch das Cinemaxx mit Steinen attackierten.
Ebenfalls sehr fragwürdig ist, dass die Polizei die in Solingen festgesetzten Nazis mit Bussen der Wuppertaler Stadtwerken nach Wuppertal eskortierte. In anderen Städten erfahren Nazis keinen derartigen polizeilichen „Schmusekurs“, dort werden letztlich Naziddemos abgesagt. Desgleichen ist nicht nachvollziehbar, weshalb den Nazis nach Beendigung ihrer Kundgebung für den Transport zum Abreisebahnhof in Vohwinkel, wiederum Busse der Wuppertaler Stadtwerke zur Verfügung gestellt wurden.
Eine genaue Auskunft über die Zahl der Verletzten und der Festgenommenen kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegeben werden. Nach dem bisherigen Stand sind auf Seiten der Demonstrierenden mehr als 40 Personen entweder durch Polizeieinsätze oder durch Zusammentreffen mit Nazis verletzt und ca. 70 Personen festgenommen worden.
Über eine endgültige Bilanz wird das „Wuppertal Bündnis gegen Nazis“ im Verlauf des Montags informieren, auch zu den Zahlen verletzter und in Gewahrsam genommener Personen.
K/EN: Vernehmungsprotokolle als Geburtstagspräsent
von NRW rechtsaußen:
K/EN: Vernehmungsprotokolle als Geburtstagspräsent
Köln/Schwelm – Wer gedacht hatte, der Streit über zwei Mitglieder des NPD-Landesvorstands wegen ihrer angeblich zu großen Offenheit gegenüber der Polizei wäre beigelegt oder zumindest im Sande verlaufen, dürfte sich getäuscht sehen. Ging es im vorigen Jahr vor allem um Vorstandsmitglied Melanie Händelkes, der vorgeworfen wurde, eine Informantin des Staatsschutzes gewesen zu sein, so nehmen Neonazis, die man dem Spektrum um Paul Breuer, Axel Reitz und Ingo Haller zuordnen kann, diesmal hauptsächlich den Schwelmer NPD-Funktionär Thorsten Crämer aufs Korn.
Pünktlich zu dessen 36. Geburtstag veröffentlichten sie heute Vernehmungsprotokolle aus dem Jahre 2000, als Crämer noch Landesvorsitzender der „Jungen Nationaldemokraten“ war. Crämer habe, das sollen die Dokumente beweisen, „Mitglieder und gutherzige Aktivisten, unter dem Deckmantel selbst Schutz zu brauchen, zusammengerufen und letztendlich verheizt und verraten“. Das Resümee, das die Autoren des Textes, der mit der Angabe „Freie Kräfte aus Rheinland-Westfalen“ unterzeichnet ist, ziehen: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!“
Hintergrund der Vorwürfe: Crämer war im Sommer 2000 an einem Überfall auf die Teilnehmer einer Veranstaltung am Mahnmal des ehemaligen Konzentrationslagers Kemna in Wuppertal führend beteiligt. Nachdem er in einer ersten Vernehmung seine Beteiligung noch abgestritten hatte, war er am Tag darauf deutlich auskunftsfreudiger. Die „Freien Kräfte aus Rheinland-Westfalen“ halten ihm vor, er habe „umfangreiche Aussagen“ gemacht, „bei denen er sich zu entlasten suchte und die eigenen Kameraden beschuldigte“.
Als Rädelsführer des Überfalls wurde Crämer im Januar 2001 vom Landgericht Wuppertal wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch zu einer Haftstrafe von 27 Monaten verurteilt worden. Als Crämer sich im vorigen Jahr sich als Beisitzer in den NPD-Landesvorstand wählen ließ, habe er „offensichtlich nicht bedacht, dass auch im Jahr 2010 noch Kameraden innerhalb und außerhalb der Partei aktiv sind, die Verrat für unverzeihlich halten“, halten ihm seine Kritiker nun in dem Text vor, der zuerst auf einer Internetseite Kölner Neonazis veröffentlich wurde. Stattdessen habe Crämer, wenn er auf die Vorwürfe angesprochen worden sei, stets den Ahnungslosen gespielt. „Heute – passend zu Thorsten Crämers Geburtstag – haben wir uns entschlossen, ihm ein wertvolles Geschenk zu machen“, heißt es unter Hinweis auf die veröffentlichten Aussageprotokolle: „Thorsten, wir schenken Dir heute, vor den Augen der Welt, ein Stück Deiner Vergangenheit!“
In einem weiteren auf der Internetseite veröffentlichten Text, diesmal unterzeichnet mit dem Hinweis „Freie Kräfte Köln“, wird auch der NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer attackiert. Er sei mitsamt weiteren Vorstandsmitgliedern über die „ominösen Vergangenheiten“ von Crämer und Händelkes „bestens im Bilde“ gewesen. Dennoch habe der Landesvorstand der NPD in einer Pressemitteilung vom vorigen November Händelkes sein volles Vertrauen ausgesprochen, während man „auf die Vorwürfe zu Lasten des Thorsten Crämer schlicht und ergreifend erst gar nicht eingegangen“ sei.* Sein „Verrat“ sei innerhalb der NPD inzwischen „vergeben und vergessen. Mehr noch: In Berichten der Landespartei wird der erwiesene Verräter und geoutete VS-Zuträger Thorsten Crämer hofiert und Claus Cremer, Stephan Haase und anderen treten gemeinsam mit diesem auf Veranstaltungen auf!“
Thorsten Crämer konterte inzwischen. Demnach war nicht er der „Verräter“. Zufällig würden „noch die z. T. bereits mehrere Tage vor meiner Verhaftung getätigten Aussagen jener Figuren existieren, die hier als vermeintlich unschuldig ,verheizte’ und von mir denunzierte ,Opfer’ dargestellt werden, tatsächlich aber mit ihren belastenden Aussagen erst meine Verhaftung möglich gemacht haben“. Diese Aussagen würden nun ihrerseits „sehr zeitnah publiziert“.
Crämer hat auch eine Idee, wie die Kölner Neonazis an die nun bekannt gewordenen Protokolle gelangt sein könnten: „Es ist gewiß kein Zufall, daß beide Fälle, der der Kameradin Händelkes und der meinige, etwas mit Gerichtsverfahren zu tun haben, in denen mehr oder minder unmittelbar ein oder mehrere der ,pro-Bewegung’ angehörige Anwälte eine Rolle spielen.“ Wenn man dann noch berücksichtige, dass diese Anwälte nach wie vor viele Mandanten aus dem Kreis der „Nostalgiefraktion“ hätten und auch Paul Breuer und Axel Reitz „Langzeitmandanten eines gewissen Opladener Anwaltes waren, wird sich jeder, der zwei und zwei zusammenzählen kann, ausrechnen können, aus welcher Quelle diese ,Geburtstagsgrüße’ wirklich stammen“.
Unterdessen darf vermutet werden, dass Crämer nicht zufällig gerade jetzt erneut zur Zielscheibe der Kritik wird. Das hat freilich weniger mit seinem heutigen Geburtstag und mehr mit der Neonazi-Demonstration vom vorigen Samstag in Wuppertal zu tun. Crämer hatte zwei Wochen zuvor auch öffentlich deutlich gemacht, dass er von dem Aufmarsch nichts hielt** und versucht, den Düsseldorfer Kreisverband von seiner Unterstützungszusage für die Demo abzubringen. In Neonaziforen wird ihm zudem vorgeworfen, per Mail zum Boykott der Veranstaltung aufgerufen zu haben. (ts)
* http://nrwrex.wordpress.com/2010/11/03/nrw-npd-spricht-vorstandsmitglied-handelkes-frei/
und
http://nrwrex.wordpress.com/2010/11/06/nrw-kolner-neonazis-geben-sich-mit-npd-erklarung-zu-spitzelvorwurfen-nicht-zufrieden/
** http://nrwrex.wordpress.com/2011/01/18/w-rechter-zwist-wegen-wuppertaler-neonazi-demo/
und
http://nrwrex.wordpress.com/2011/01/20/wkr-nrw-npd-weiter-uneinig-wegen-wuppertaler-neonazi-demo/
Zugtreffpunkte
Treffpunkte für eine gemeinsame Anreise aus den Städten:
10:30 Uhr – Vorplatz – Köln HBF
10.45 Uhr – UFA-Palast – direkt am Düsseldorfer HBF
11.00 Uhr – Essen HBF
Nazis ziehen vors Verwaltungsgericht Düsseldorf
Gestern Nachmittag reichte der Anmelder des Naziaufmarsches, Axel Reitz eine Klage gegen die Auflagen der Wuppertaler Polizei beim Verwaltungsgericht Düsseldorf ein. Dies kündigten die Anmelder Axel Reitz und Kevin Koch bereits Anfang Januar nach dem ersten Kooperationsgespräch mit der Wuppertaler Polizei an.
Die Nazis wollen sich am Samstag unter massivem Polizeischutz am Wuppertaler Hauptbahnhof versammlen und zum Autonomen Zentrum an der Gathe marschieren. Die Polizei wollte eigenen Angaben nach beides untersagen.
Wo genau die Nazis nun demonstrieren dürfen, wird das Verwaltungsgericht voraussichtlich erst am Freitag entscheiden.
Pressemitteilung des „Wuppertaler Bündnisses gegen Nazis“
Im Folgenden dokumentieren wir die aktualisierte Pressemitteilung vom „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“.
Pressemitteilung, 23.01.2011 des „Wuppertaler Bündnisses gegen Nazis“
Mitglieder des „Wuppertaler Bündnisses gegen Nazis“ stören Werbung für Nazi-Demo in der Elberfelder Innenstadt
Am kommenden Samstag, den 29. Januar um 12 Uhr ist von Nazis ein Aufmarsch am Elberfelder Hauptbahnhof angemeldet worden, zu dem auch viele Nazis aus anderen Städten erwartet werden. Mittlerweile hat sich das „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“, ein breiter gesellschaftlicher Zusammenschluss von Wuppertalerinnen und Wuppertalern gebildet, um Gegenveranstaltungen zu organisieren und den Marsch der Nazis durch Wuppertal-Elberfeld zu verhindern. Um weitere Kreise der Wuppertaler Bevölkerung anzusprechen, organisierte das Bündnis am gestrigen Samstag in den Innenstädten von Barmen und Elberfeld, sowie anderen Stadtteilen, Informationsstände. Diese Präsenz blieb in der rechten Szene nicht unbemerkt.
Bereits gegen Mittag hatten sich ca. 40 Nazis in Vohwinkel formiert, um rund eine Stunde später, nur wenig entfernt vom Stand des Bündnisses in der Elberfelder Innenstadt, für ihren Aufmarsch zu werben. Nach massivem Protest aus der Wuppertaler Bevölkerung und von Mitgliedern des Bündnisses gingen die Aktionen der Nazis in körperliche Übergriffe, Bedrohungen und Verfolgungen über. Ein direktes Zusammentreffen am Stand des Aktionsbündnisses konnte gerade noch abgewendet werden. Gemeinsam gelang es engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die Nazis nach kurzer Zeit aus der Innenstadt zu vertreiben. Dabei wurde ein Nazi wegen tätlichen Angriffs auf einen Bürger von der Polizei in Gewahrsam genommen. In Polizeibegleitung mussten die Nazis schließlich ihren Rückzug nach Vohwinkel antreten.
Unterstützen auch Sie den Aufruf des Bündnisses, nächste Woche Samstag um 10.30 Uhr rund um die Elberfelder City-Arkaden, um Ihrem Protest gegen den Nazi-Aufmarsch Ausdruck zu verleihen.
Weitere Informationen erhalten Sie unter
http://wuppertal-gegen-rechts.de/ und http://www.facebook.com/wuppertalkeinplatzfuer
Wuppertal hat keinen Platz für Nazis!
Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in Wuppertal-Vohwinkel
27.1.2011 Befreiungstag von Auschwitz
19:00 Kaiserstrasse/ Ecke Bahnstrasse: Gedenkfeier für die Vohwinkler NS-Opfer
19:30 Bürgerbahnhof Vohwinkel: Zeitzeugenveranstaltung mit Paul Brune, Überlebender der Kindereuthanasie
Paul Brune wurde 1943 als Achtjähriger in die so genannte Kinderfachabteilung der Provinzialheilanstalt Dortmund-Aplerbeck eingewiesen. Hinter der Beschönigung „Kinderfachabteilung“ verbarg sich eine der Tötungsstationen der „Kindereuthanasie“, die allein in Westfalen über 200 Säuglinge, Kinder und Jugendliche traf. Gleichzeitig gingen von Dortmund-Aplerbeck wie von der Klinik Marsberg (Hochsauerlandkreis), wohin Brune später verlegt wurde, auch die Transportaktionen im Rahmen der Erwachsenen-„Euthanasie“ aus. Mit Glück überlebte Paul Brune die Massenmorde der NS-Psychiatrie, doch zu einem hohen Preis: Die Stigmatisierung, „lebensunwert“ zu sein, wurde er nie mehr los. Als angeblicher Psychopath blieb er auch nach Kriegsende gegen seinen Willen in der Psychiatrie und musste erleben, dass die Misshandlungen an Patienten dort praktisch unverändert weiter gingen. Erst 1957 hob ein Gericht die Entmündigung von Brune auf. Er arbeitete hart für ein neues Leben, studierte und wollte Lehrer werden. Doch am Ende seines Studiums holte ihn seine alte „Irrenhausakte“ wieder ein. Ein Amtsarzt attestiert ihm „asoziales Verhalten infolge Erbanlage“. Brune, der heute in Bochum lebt, erkämpfte sich zwar noch sein zweites Staatsexamen, der Weg in den Schuldienst aber blieb ihm verwehrt.
Die Verbrechen des Dritten Reiches im Zeichen der „Rassenhygiene“ und der „Vernichtung unwerten Lebens“ gehören zu den lange wenig beachteten Kapiteln deutscher Zeitgeschichte. Was 1934 mit massenhaften Zwangssterilisationen begann, endete seit 1939 nach Schätzungen für über 200.000 Menschen mit der Ermordung in der so genannten Euthanasie. Die Opfer dieser Verbrechen zählen noch immer zu den weitgehend vergessenen Opfergruppen. Sie selbst und ihre Angehörigen sind häufig bis heute traumatisiert und stigmatisiert.
Veranstalter_innen:
Antifa Referat Universität Wuppertal, Antifa-Café, Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz e.V, Tacheles e.V., VVN-BdA
NRW-NPD weiter uneinig wegen Wuppertaler Nazi-Demo
von NRW rechtsaußen:
W/KR: NRW-NPD weiter uneinig wegen Wuppertaler Neonazi-Demo
Wuppertal/Krefeld – Die Frage, ob man die für den 29. Januar in Wuppertal geplante Neonazi-Demonstration unterstützen soll, sorgt innerhalb der nordrhein-westfälischen NPD offenbar weiterhin für Verwirrung und Konflikte.
Für kurze Zeit veröffentlichte der NPD-Kreisverband Krefeld am Mittwoch den Aufruf zu der Demonstration auf seiner Internetseite. Dort ist er inzwischen kommentarlos aber wieder verschwunden und durch einen Bericht über mögliche Neuwahlen in NRW ersetzt worden. Stattdessen findet sich der Aufruf inzwischen auf der Homepage der nordrhein-westfälischen „Jungen Nationaldemokraten“, samt Kontaktdaten für eine gemeinsame Anreise aus Krefeld.
Wie berichtet, hatte vor wenigen Tagen ein führender Funktionär des regional zuständigen NPD-Kreisverbands Ennepe-Ruhr/Wuppertal deutlich gemacht, dass er vom Demonstrationsmotto „Gegen Antifaschismus und linke Gewalt! – Weg mit dem Autonomen Zentrum!“ und der Demonstrationsroute, die nach dem Willen der Veranstalter zu jenem „Autonomen Zentrum“ führen soll, nicht viel hält.*
Anders als die NPD Ennepe-Ruhr/Wuppertal hatte der Nachbar-Kreisverband der Partei, die NPD Düsseldorf/Mettmann, erklärt, man unterstütze die Demonstration. Die Düsseldorfer NPD stellt auch einen der Redner bei der Veranstaltung. (ts)
* http://nrwrex.wordpress.com/2011/01/18/w-rechter-zwist-wegen-wuppertaler-neonazi-demo/