Aus der aktuellen Ausgabe der Düsseldorfer Stattzeitung „TERZ“ (Januar 2011)
Zwischen Größenwahn und Weinerlichkeit
Wuppertaler Neonazis kündigen Aufmarsch an
„Gegen Antifaschismus und linke Gewalt! – Weg mit dem Autonomen Zentrum!“ fordern die „Nationalen Sozialisten Wuppertal“ (NaSoWpt) und wollen ihrem Anliegen mit einem Aufmarsch am 29. Januar 2011 Nachdruck verleihen. Als Veranstalter werden – ebenso wie beim Aufmarsch am 30. Oktober in Velbert (siehe TERZ 12.2010) – „Freie Kräfte der Region, unterstützt von der NPD Düsseldorf / Mettmann“ aufgeführt. Großzügige 150 Euro habe dieser „politisch vorbildlich agierende NPD-Verband“ für die Demo bereits gespendet, berichten die Demoveranstalter. Und freuen sich, „ankündigen zu können, daß am 29.01.2011 auch ein Vertreter dieses NPD-Verbandes auf unserer Demonstration sprechen wird!“ Offenbar hatten die offen nationalsozialistischen Inhalte der Velberter Rede des Düsseldorfer NPD-Ortsvorsitzenden Manfred Breidbach den NaSoWpt sehr gefallen.
Demoaufruf und Praxis der NaSoWpt stehen gerade idealtypisch für die in der Szene allgegenwärtige Kombination aus Größenwahn, Weinerlichkeit und Verfolgungswahn, aus Selbsterhöhung und Opferstilisierung. Da wird von „Rückzugsaktionen der Antifaschisten“ trotz deren angeblich dreifacher zahlenmäßiger „Überlegenheit“ berichtet, von „Konfrontationen mit Antifaschisten, die aber klar zu gunsten der Aktivisten“ ausgegangen seien, von „Stadtteilen in Wuppertal, in welche sich die antifaschistischen Gruppen in kleineren Personengruppen nicht einmal herein trauen“, von „erfolgreichen Verteilaktionen“ und von einer Antifa, die „weder ernst zu nehmen, noch in irgendeiner Art und Weise in der lage ist uns etwas anderes als Kindergarten guerillas entgegen zu setzen.“ Geradezu logisch aus dieser Wahrnehmung heraus folgt eine völlige, wenngleich im Einzelfall nicht ungefährliche Selbstüberschätzung und ein – zumindest zeitweise – großes Selbstbewusstsein, das an Dortmunder Verhältnisse erinnert. Einzelne „Aktivisten“ stolpern sogar mit ihren Klarnamen durch das „weltweite Netz“, und es werden ungepixelte Gruppenbilder hochgeladen. Zum Kapitel Selbstüberschätzungen gehörte auch der Versuch von zirka 15 Neonazis, am 11. September 2010 ein antifaschistisches Stadtteilfest in Wuppertal-Vohwinkel zu „besuchen“, der schon nach wenigen Metern endete, allerdings im Polizeikessel. Und auch der Versuch von um die 20 „Aktivisten“, sich am 30. November 2011 mit Gewalt Zutritt zur Filmpremiere des Dokumentarfilmes „Das braune Chamäleon“ des gegen Rechts engagierten „Medienprojektes Wuppertal“ zu verschaffen, scheiterte kläglich, auch wenn einige Besucher_innen des Filmes durch das von den Neonazis versprühte Pfefferspray leicht verletzt wurden. Es blieben etliche Blessuren in den eigenen Reihen sowie 13 festgenommene „Kameraden“, darunter auch ein minderjähriger Düsseldorfer.
Im Aufruf zum Aufmarsch liest sich das alles ganz anders: „Tatsache ist jedoch, daß die Gewalt fast immer von der militanten Linken ausgeht und gerade in Wuppertal ist es für Nationalisten kaum noch möglich legales Informationsmaterial zu verbreiten, ohne sich gewalttätigen Übergriffen des linken Mobs ausgesetzt zu sehen.“ Die Wuppertaler Antifa habe „nur einen Lebenszweck, nämlich die Verübung von Straftaten gegen politisch Andersdenkende“, sie sei also eine „kriminelle Vereinigung“, die „von staatswegen allerdings nicht bekämpft, sondern im Gegenteil noch hofiert und unterstützt wird.“ Man wolle endlich wieder „gefahrlos unser Recht auf freie Meinungsäußerung ausüben können und wir wollen, dass endlich gegen die wahren Gewalttäter vorgegangen und das Autonome Zentrum geschlossen wird!“
Aktivitäten gegen den neonazistischen Spuk in Wuppertal – auch bereits im Vorfeld des Aufmarsches – sind in Vorbereitung und werden rechtzeitig bekanntgegeben, u.a. auch auf der Homepage der Antifaschistischen Linken Düsseldorf:
antifa-duesseldorf.de
(AAK)