Dokumentation: Versuchter Totschlag auf dem Vohwinkler Flohmarkt

Wir dokumentieren an dieser Stelle die heutige Pressemitteilung der „Antifaschistischen Initiative Wuppertal“, sowie weitere Presseberichte:

Versuchter Totschlag auf dem Wuppertaler Flohmarkt
Bewaffnete Nazis greifen linke Flohmarktbesucher*innen an – Vier schwere Kopfverletzungen
Der Naziterror hat heute morgen um 3:00 Uhr in Wuppertal einen neuen Höhepunkt erreicht. Linke Flohmarktbesucher*innen wurden auf der Kaiserstrasse Höhe Hausnr. 27 von einer 12-köpfigen Nazigruppe mit Knüppeln und Fahnenstangen angegriffen.
Als Nazischläger wurden erkannt: die Wuppertaler Mike Dasberg, Michel Dasberg und Rene Heuke. Von auswärts kamen u.a. Matthias Drewer (Hamm), Maik Inderhees (Viersen), Yvonne Faust (Dortmund) und Patrick Prass (Düsseldorf).
Begonnen hatte der Naziüberfall mit einem körperlichen Angriff der beiden Dasberg-Brüder Maik und Michel Dasberg auf zunächst zwei Personen aus der Punkszene in der Nähe einer Döner-Bude. Zur Verstärkung kam dann direkt aus dem Wohnhaus Kaiserstr. 30 ein Trupp bewaffneter und zum Teil vermummter Nazis und griff wahllos linksaussehende Leute an. Die Nazis knüppelten gezielt auf die Köpfe der Menschen ein, die zum Teil schwere Kopfverletzungen zu erleiden hatten. Als Täter erkannt wurden u.a. Maik und Michel Dasberg und der Hammer Neonazi Matthias Drewer. Michel Dasberg hielt eine junge Frau fest und Drewer schlug mit dem Knüppel mehrfach auf ihren ungeschützten Kopf ein. Die schwere Kopfplatzwunde musste später im Krankenhaus chirurgisch versorgt werden, es bestand Verdacht auf einen Schädelbruch. Insgesamt wurden 4 Personen durch Knüppelschläge am Kopf verletzt und mussten ärztlich versorgt werden.
Die Passant*innen, die in großer Zahl auf der Strasse waren, halfen leider nicht. Die herbeigerufene Polizei schikanierte – wie gewohnt – die Antifaschist*innen und drangsalierten die z.T. stark blutenden Personen noch mit Personenkontrollen anstatt erste Hilfe zu leisten.
Die Nazis konnten derweil in das Wohnhaus Kaiserstr. 30, in der sich die Wohnung des Nazis Rene Heuke befindet, zurückflüchten und grinsten aus den Fenstern. Ein anderer Nazis hatte den (vorbereiteten) Überfall die ganze Zeit mit einer Kamera gefilmt.
Wenig später durchsuchte Bereitschaftspolizei die Naziwohnung und traf noch 15 Nazis mit einer umfangreichen Waffensammlung an.
In der Pressemitteilung der Polizei wird der bewaffnete Nazi-Überfall wieder zu einer Rechts-Links-Schlägerei heruntergelogen. Die zunehmende Nazigewalt in Wuppertal, nach Messerangriffen, jetzt die Knüppelschläge auf ungeschützte Köpfe, wird weiter gezielt verharmlost und nicht verfolgt.
Weil die Nazigewalt im schönen Vohwinkel immer noch keinen stört und weil es eine kritische Presse, die nicht nur Polizeimeldungen abschreibt, nicht mehr gibt, ist wieder einmal Eigeninitiative und Zivilcourage gefragt. Lassen wir den Antisemiten und Rassisten kein Fussbreit! Auf nach Vohwinkel…
Antifaschistische Initiative Wuppertal 25.9.2011


Weitere Infos zu Matthias Drewer aus Hamm:
Antifa Hamm: Haftbefehl nach Verurteilung wieder aufgehoben… – 30.04.11
Westfälischer Anzeiger: Hammer Rechtsradikaler zu Haftstrafe verurteilt – 15.04.11
Antifa Hamm: Matthias Drewer zu einjähriger Haftstrafe verurteilt – 15.04.11
Antifa Hamm: “spontane” Neonazi Demonstration durch die Hammer Innenstadt // 19-jähriger Neonazi in U-Haft – 27.02.11


Westdeutsche Zeitung: Neonazis in Vohwinkel: Stadt will Zulauf stoppen
Von Andreas Spiegelhauer
Im November wird ein Präventionspaket vorgestellt.
Vohwinkel. Nach der Schlägerei zwischen Rechts- und Linksextremisten in der Nacht vor dem offiziellen Beginn des Vohwinkeler Flohmarkts auf der Kaiserstraße hat Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD) Konsequenzen angekündigt. Um zu verhindern, dass die Vohwinkeler Neonazi-Szene weiteren Zulauf bekommt, will die Stadt präventive Maßnahmen auf den Weg bringen. So sollen Lehrer für das Thema „Extremismus und Jugendliche“ speziell fortgebildet werden. Kühn: „Wir müssen verhindern, dass junge Leute auf ausländerfeindliche Parolen hereinfallen.“ Deshalb soll auch der antirassistische Bürgerbahnhof weitere Unterstützung bekommen. Das Präventionspaket und dessen Finanzierung werden im kommenden November im Jugendausschuss vorgestellt.
Schlägerei: Opfer haben gegenüber dem Staatsschutz ausgesagt
Wie berichtet, waren in der Nacht auf Sonntag 15 Neonazis festgenommen und erst nach Ende des Flohmarkts am Abend wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Acht Personen – sie werden von der Polizei der linken Szene zugerechnet – wurden verletzt, drei von ihnen ambulant im Krankenhaus versorgt. Und: Wie die Polizei auf WZ-Nachfrage bestätigte, haben mittlerweile vier der Opfer gegenüber dem Staatsschutz Aussagen zu den Vorfällen auf der Kaiserstraße gemacht.
An dem Angriff während des Flohmarkts sollen auch auswärtige Extremisten (Ruhrgebiet, Niederrhein) beteiligt gewesen sein. Die Polizei konstatiert mittlerweile, dass die neue Neonaziszene in Vohwinkel Zulauf bekommt. Nach WZ-Informationen sind polizeibekannte Rechtsextreme mittlerweile vom Osten der Stadt nach Vohwinkel gezogen. Die Ermittlungen wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung dauern an.
veröffentlicht am 27.09.2011

Westdeutsche Zeitung: Mauer des Schweigens nach Schlägerei auf dem Flohmarkt
Von Andreas Spiegelhauer
Bei den Ermittlungen zu dem Übergriff auf dem Vohwinkeler Flohmarkt hat die Polizei ein Problem: Ihr gegenüber schweigen die Verdächtigen und die Opfer.
Vohwinkel. Nach der Schlägerei auf der Kaiserstraße während der Aufbauarbeiten zum Vohwinkeler Flohmarkt ermittelt die Polizei gegen 15 Personen, die dem rechtsextremen Spektrum zugerechnet werden, wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Klärung des Falls – laut Augenzeugenberichten sollen mehrere Neonazis gezielt Personen aus dem linken Spektrum an einem Stand angegriffen haben – wird durch altbekannte Probleme behindert.
Vohwinkel-Wochenende: Die Polizei war auf Übergriffe vorbereitet
Dass die Tatverdächtigen von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen, ist wenig überraschend. Aber auch die Opfer sind offenbar nicht bereit, mit der Polizei zu reden. Die ließ sich am Montag nicht den Schwarzen Peter zuschieben (siehe Kasten). Nach entsprechenden Ankündigungen im Internet sei man auf etwaige Übergriffe verfeindeter Extremisten vorbereitet gewesen und habe schnell eingegriffen. Nach WZ-Informationen war deswegen an allen drei Festtagen ein zusätzliches Kontingent von etwa 50 Bereitschaftspolizisten vor Ort.
Für den Einsatz der Polizei gab es viel Lob, unter anderem von Flohmarktmitveranstalter Andreas Schäfer: „Die Polizei hat einen sehr guten Job gemacht.“ Wie berichtet, waren in einer Wohnung an der Kaiserstraße jene 15 Verdächtigen festgenommen worden, Fahnenstangen, Handschuhe, Sturmhauben und Pfefferspray „präventiv“ einkassiert worden. Und: Die Verdächtigen wurden erst am Sonntagabend aus dem Polizeigewahrsam in Barmen entlassen – da war der Flohmarkt bereits friedlich zu Ende gegangen.
Neonazis in Vohwinkel bekommen Zulauf aus dem Osten der Stadt
Nach dem erneuten Übergriff von Extremisten ändert die Polizei ihre Sicht auf die neue Vohwinkeler Neonazi-Szene. Greifbare Führungsstrukturen seien zwar auch bei der Schlägerei auf dem Flohmarkt nicht zu erkennen – eine Verfestigung der Gruppe und ein gewisser Zulauf jedoch schon. Nach WZ-Informationen sollen mehrere dem rechtsextremen Spektrum zugerechnete Neonazis mittlerweile vom Osten der Stadt nach Vohwinkel gezogen sein.
„Die Polizei hat einen sehr guten Job gemacht.“
Andreas Schäfer, Organisator des Vohwinkeler Flohmarkts
Die Szene im Westen – ein Treffpunkt war bislang am Bahnhof Vohwinkel – werde beobachtet, heißt es, seitdem es im Dezember 2010 im und am Cinemaxx-Foyer einen Pfefferspray-Angriff auf Besucher eines Aufklärungsfilms über Neonazis gegeben hatte. Am Montag bestätigte die Staatsanwaltschaft, dass die entsprechenden Verfahren – unter anderem wegen Landfriedensbruchs – eingestellt worden sind. Weil die Angreifer damals vermummt waren, sei es nicht möglich zu klären, wer was getan hat. Zu den Cinemaxx-Verdächtigen gehörte unter anderem ein 26 Jahre alter Wuppertaler, der jetzt im Vohwinkeler Fall erneut unter Verdacht steht.
Zum aktuellen Fall dauern die Ermittlungen von Kripo und Staatsschutz an.

* Augenzeugen
Die Schlägerei wird von Zeugen als geplanter, kaum eine Minute dauernder gezielter Überfall auf Personen dargestellt. Die Rechten hätten dabei Holzschlagstöcke eingesetzt. Auch Flaschen seien geflogen. Aus dem Fenster der Wohnung, in der die Verdächtigen später festgenommen wurden, seien nach dem Übergriff die Opfer auf der Kaiserstraße fotografiert beziehungsweise gefilmt worden. Laut Polizei wurde in der Wohnung jedoch keine Kamera sichergestellt. Auch auf dem Lienhardtplatz sollen Flaschen geflogen sein. Der Platz sei mit Scherben übersät gewesen.

* Kritik
Die Polizei wies gestern im Internet kursierende Kritik an ihrem Einsatz zurück, wonach die Opfer von den Beamten schikaniert worden seien. Unterschiede in der Behandlung gebe es nicht, hieß es dazu seitens der Pressestelle. Es gehe um Gefahrenabwehr und Aufklärung. Auch der Vorwurf, Passanten hätten nicht eingegriffen, sei nicht zutreffend. Mehrere Augenzeugen hätten umgehend per Handy die Polizei alarmiert. Übergriffe gegenüber Unbeteiligten oder Ausländern hat es laut Polizei nicht gegeben. mst/akf

veröffentlicht am 27.09.2011

NRW rechtsaußen: W: 15 Neonazis festgenommen – Nur eine „Rechts-Links“-Schlägerei?
WUPPERTAL – Die Polizei in Wuppertal hat in der Nacht zum Sonntag 15 Personen des „rechten Spektrums“, wie es in einer Pressemitteilung der Behörde heißt, festgenommen. Dabei seien „Schlagwerkzeuge“ und Pfefferspray sichergestellt worden. In einer Pressemitteilung der Polizei* wird berichtet, dass es in der Nacht zu „mehreren Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen des rechten und linken Spektrums“… [Weiterlesen…]
veröffentlicht am 26.09.2011

wdr.de: Rechte und Linke geraten aneinander
Bei Auseinandersetzungen zwischen linken uns rechten Gruppen sind in Wuppertal in der Nacht zum Sonntag vier Personen verletzt worden. 15 Beteiligte im Alter zwischen 15 und 36 Jahren wurden festgenommen. Nach Informationen der Polizei wurde ein Vertreter der Rechten leicht verletzt. Drei Angehörige des linken Spektrums seien im Krankenhaus behandelt worden.
veröffentlicht am 26.09.2011

Westdeutsche Zeitung: Rechts gegen Links: Straßenkämpfe in Vohwinkel
Traurige Bilanz eines Wochenendes: 15 Festnahmen, mehrere Verletzte und sichergestellte Waffen.
Wuppertal. Mehrere gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der rechten und der linken Szene warfen am Wochenende dunkle Schatten auf die Festivitäten in Vohwinkel und führten zu einem massiven Polizeiaufgebot. In der Nacht zu Sonntag gerieten Angehörige der rechten Szene an mehrere Personen der linken Szene. Dabei wurde eine Person der rechten Szene leicht verletzt. Gegen 3.20 Uhr eskalierte die Situation auf der Kaiserstraße. Drei Linke erlitten Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Mitglieder der rechten Szene zogen sich in eine Wohnung zurück, in der die Polizei 15 Tatverdächtige antraf und festnahm. Dort wurden Schlagwerkzeuge und Pfefferspray sichergestellt. Die Ermittlungen gegen die Tatverdächtigen im Alter von 15 bis 36 Jahren dauern an.
Los ging es bereits am Freitag: Im Laufe des Abends sammelten sich auf der Kaiserstraße zirka 50 Personen des rechten und etwa 30 Personen des linken Spektrums. Laut Polizei hatte das sogenannte „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ zuvor per Internet zu einem antifaschistischen Picobello-Tag aufgerufen. Um ein Treffen der beiden Gruppen zu verhindern, sperrte die Polizei die Kaiserstraße kurzfristig komplett.
Im weiteren Verlauf wurde durch eine Person des rechten Lagers eine Versammlung unter dem Motto „Gegen Polizeigewalt“ angemeldet: Rund 35 Personen liefen auf einem Fahrstreifen über die Kaiserstraße, Eugen-Langen-Straße bis zu Möbecker Straße und zurück – dabei wurden Parolen skandiert.
veröffentlicht am 26.09.2011

Radio Wuppertal: Vohwinkeler Flohmarkt ein Erfolg
Zum 41. Flohmarkt in Vohwinkel sind in diesem Jahr rund 250.000 Besucher gekommen. Er gilt als größter Eintages-Flohmarkt der Welt. In diesem Jahr waren es aber etwas weniger Besucher als noch im Vorjahr, sagt der Veranstalter. Mehr als 450 Stände gab es: Der Markt ging von Mitternacht bis 18 Uhr gestern Abend. Überschattet wurde die Feststimmung von gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen linker und rechter Szene. Die Polizei nahm noch in der Nacht zu Sonntag 15 Tatverdächtige fest.
veröffentlicht am 26.09.2011

2 Gedanken zu „Dokumentation: Versuchter Totschlag auf dem Vohwinkler Flohmarkt

  1. Pingback: Antifa-Café Wuppertal » Gedenken und Naziprovokationen

  2. Pingback: Antifaschistischer Picobello-Tag in Wuppertal « Autonome Antifa Remscheid

Kommentare sind geschlossen.