Dokumentation: Erneuter Naziangriff am 26. Juli in Vohwinkel

Letzte Woche kam es zu einem erneuten Vorfall in Wuppertal-Vohwinkel.
Wir dokumentieren an dieser Stelle die Pressemitteilung der „Antifaschistischen Initiative Wuppertal“, sowie verschiedene Presseberichte.

Erneuter Naziüberfall in Wuppertal-Vohwinkel
Heute Abend – um ca. 19.00 Uhr – haben die Wuppertaler Nazis Fabian Mayer, Tobias Maczewski, Lasse Fermers und Daniel Borchert am helligten Tag und auf offener Strasse Antifaschist*innen auf der Kaiserstrasse mit Glasflaschen, Pfefferspray und Knüppeln angegriffen.
Die Nazis hatten es auf einen Fahrradfahrer abgesehen, den sie stoppen, vom Fahrrad treten und verprügeln wollten. Bei dieser Gelegenheit hat Tobias Maczewski mit einem Teleskopschlagstock zugeschlagen. Diese Situation beobachteten drei Antifaschist*innen, die dem Fahrradfahrer zur Hilfe eilten. Daraufhin attackierten die Nazis die Helfer*innen mit Flaschen und Pfeffergas und Tobias Maczewski schwang seinen Knüppel. Lasse Fermers und Daniel Borchert warfen zweimal mit Flaschen auf Personen, und Fabian Mayer versprühte das Pfefferspray. Die Helfer*innen ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen und versuchten mit lautstarken „Nazis raus“-Rufen Passant*innen (leider vergeblich) zur Hilfe zu animieren.
Nach ca. 4-5 Minuten traf dann die Polizei ein, die – wie so häufig – den bewaffneten Überfall, auch Landfriedensbruch genannt, bei Nazitaten nicht so gravierend fand.
Sie konnten Fabian Mayer, Daniel Borchert und Tobias Maczewski noch erwischen, der 4. Angreifer, Lasse Fermers konnte sich rechtzeitig vom Ort des Geschehens entfernen. Tobias Maczewski hatte kurz vor Eintreffen der ersten Polizeistreife seinen Teleskopschlagstock etwas unelegant weggeworfen, was die Polizeibeamt*innen sogar bemerkten. Er war der einzige Nazi, der dann mit dem Streifenwagen zur Personenüberprüfung auf die Vohwinkler Polizeiwache mitgenommen wurde.
Die anderen am Überfall Beteiligten blieben auf freiem Fuß und konnten sich wieder unters Nazivolk zu Kevin Koch, Mike Dasberg und Rene Heuke begeben. Kevin Koch hatte dann später noch die Gelegenheit mit Erlaubnis der Polizei einen der Angegriffenen zu fotographieren.
Es ist schon erstaunlich, wie locker die Wuppertaler Polizei einen bewaffneten Nazi-Überfall sieht. Linke wären schon längst wegen schwerem Landfriedensbruch zu Knaststrafen verurteilt worden.
Die Nazis können unbehelligt nach Hause spazieren, Strafverfahren wie beim Überfall auf das Cinemaxx werden wieder monatelang verschleppt und führen zu nichts. Vielleicht sind wieder zu viele V-Leute von Staatsschutz und Verfassungschutz mit dabei, wie beim Brandanschlag 1993 in Solingen, so dass eine Strafverfolgung nicht opportun erscheint.
Ein wichtiges Fazit des Naziüberfalls ist aber auch die Erkenntnis, dass die Wuppertaler Nazis (zum Glück) körperlich nix auf der Pfanne haben, nur in Überzahl angreifen, dann aber schwach und unentschlossen agieren.
Das freut uns sehr.
Ob die Dummheit der Nazis, am helligten Tag bewaffnet Antifaschist*innen anzugreifen, strafrechtlich belohnt wird, ist aber völlig unklar.
Die Wuppertaler Nazis, die seit 2 Jahren ungehindert bundesweit mit Hakenkreuzfahnen winken, den Nationalsozialismus verherrlichen, Kinovorstellungen überfallen, mit Messern zustechen, etc. haben wohl einen beamteten Schutzengel im Polizeipräsidium.
Daher vertrauen wir lieber auf die eigenen Kräfte!
Stärken wir die antifaschistische Selbsthilfe und vertreiben wir die Nazis (nicht nur) aus Wuppertal!
Trauer um die Opfer in Norwegen! Solidarität mit den vom Brandanschlag betroffenen Sinti in Leverkusen!

Antifaschistische Initiative Wuppertal – 26.07.2011

Presseberichte:

Streit zwischen rechts- und linksradikalen in Vohwinkel
In Vohwinkel hat es am Abend eine Schlägerei zwischen links- und rechtsradikalen Wuppertalern gegeben. Die sieben jungen Männer trafen auf der Kaiserstraße aufeinander. Laut Polizei haben sich die Männer zuerst nur gestritten. Dann wurden sie mit Schlagstock und Pfefferspray gewalttätig. Zeugen hatten dann die Polizei gerufen. Die hat Strafverfahren eingeleitet und ermittelt im Moment. Erst vor gut zwei Monaten gab es ähnliche Auseinandersetzungen. Zuschauer eines Anti-Nazi-Films waren von Rechtsradikalen eingeschüchtert worden. Davor hatten Neonazis sich nach einer Filmvorführung im Cinemaxx mit Angehörigen der linken Szene geprügelt. Das Innenministerium sagte uns, dass die Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten steige. – Radio Wuppertal

Vohwinkel: Schlägerei mit politischem Hintergrund
Sieben Personen haben sich am Dienstag (26. Juli 2011) gegen 19.30 Uhr auf der Kaiserstraße geprügelt. Beteiligt waren drei Männer (18, 19 und 20 Jahre) sowie eine Gruppe von vier Wuppertalern (eine 19-Jährige und drei männliche Personen im Alter von 17, 26 und 47 Jahren). Nach Angaben der Polizei setzten die Beteiligten einen Schlagstock sowie Pfefferspray ein. Anwohner informierten die Einsatzkräfte. Die Polizei leitete ein Strafverfahren ein. Nach Angaben der „Antifaschistischen Initiative Wuppertal“ habe es sich bei den drei Angreifern um Mitglieder der Vohwinkeler Naziszene gehandelt. – Wuppertaler Rundschau

Mehr rechtsextreme Aktivitäten
In den vergangenen Monaten hat der Staatsschutz in Wuppertal einen Anstieg rechtsextremer Aktivitäten festgestellt. Vor allem durch das Aufeinandertreffen von rechts- und linksgerichteten Jugendlichen komme es zunehmend auch zu Gewalttaten. Erst gestern Abend (26.7.2011) hatte es eine Schlägerei in Vohwinkel gegeben. Gerade in diesem Stadtteil machten sich Mitglieder der rechten Gruppierung „Autonome Nationalisten“ breit, sagte Sebastian Goecke von der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz: „Es gibt eine große Unsicherheit, weil man das schwer einschätzen kann, wie viel Gefahr von dieser Szene ausgeht. Und dann hat man einfach auch Angst. Teilweise ist es auch so, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr alleine in die Schule gehen lassen, also die zur Schule fahren, weil es schon häufiger Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln gegeben hat. Es ist eine sehr diffuse Angst. Und da denke ich, gilt es, das zu kanalisieren. Wir versuchen das mit verschiedenen Aktionen, um da ein bisschen mehr Sicherheit zu schaffen, mit diesem Phänomen umzugehen.“ – wdr.de

Schlägerei auf der Kaiserstraße: Staatsschutz ermittelt
Vohwinkel. Nach einer Schlägerei zwischen acht Personen am Dienstagabend auf der Kaiserstraße hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Laut ersten Ermittlungen waren jeweils vier Männer aus dem rechten beziehungsweise linken Lager beteiligt. Die Männer würden sich gegenseitig die Schuld geben. Sie sollen in den nächsten Tagen vernommen werden. Ernsthaft verletzt wurde laut Polizei niemand. Vier Männer werden der neuen Vohwinkeler Neonazi-Szene zugerechnet. Sie gehörten aber nicht zu den Personen, gegen die im Zuge eines Übergriffs am Cinemaxx Ende 2010 ermittelt wird. Das Cinemaxx-Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Red Westdeutsche Zeitung

Überfall: Böth-Kritik an Polizei
Die Landtagsabgeordnete Gunhild Böth (Die Linke) übt scharfe Kritik an der Wuppertaler Polizei. Diese habe den „Überfall von Rechtsextremen“ am Dienstagabend (26. Juli 2011) in Vohwinkel „anscheinend nicht als gravierend“ eingestuft, „obwohl mehrere Personen eindeutig als Angreifer identifiziert werden konnten“. Die Rechtsextremen hätten „mit Flaschen, Pfefferspray und Teleskopschlagstöcken angriffen“. Nur durch den Einsatz anderer Personen sei es gelungen, die Täter von dem Vorhaben, die Person zu verprügeln, abzuhalten. Erst vor kurzem sei eine Person in der Elberfelder Innenstadt fast erstochen worden. „Rechtsradikalismus ist in unserer Gesellschaft leider fest verankert und kann nur durch Zivilcourage und gemeinsames Einstehen bekämpft werden“, so Böth. – Wuppertaler Rundschau